27.10.2017

Berliner Architektur

„Es sind die Menschen, die eine Stadt prägen"

Franz Remold, Geschäftsführer, Agromex GmbH & Co. KG
Franz Remold

Berlin braucht innovative Architektur. Und schon lange gab es dazu nicht mehr so viel Gelegenheit wie heute. Was Franz Rembold an Berliner Architektur fasziniert und wie er die Stadt als ein seit 25 Jahren in Berlin tätiger Projektentwickler und Bauträger erlebt, verrät er im Interview.

Herr Rembold, wie ist ihr Bild von der Berliner Architektur?

Franz Rembold: Berlin ist speziell und kann nicht ohne weiteres mit anderen Städten verglichen werden. Ein Grund dafür ist natürlich in der Historie der Stadt zu suchen. Krieg, Teilung, Wiedervereinigung, welche andere Stadt hat so etwas in so kurzer Zeit schon erlebt? Das führte aber auch zu interessanten Entwicklungen, denn durch die Teilung Berlins sind zwei Baukulturen direkt nebeneinander in einer Stadt gewachsen. Der Schwerpunkt der Stadtgestaltung zu Zeiten der DDR war rund um das Areal des abgerissenen Stadtschlosses, der östlich gelegenen Altstadt sowie die Planung der Stalinallee. Während dieser Zeit wurde die historische Bausubstanz abgerissen, mittelalterliche Straßennetze wurden ausradiert. Die Folgen sind heute noch sichtbar. Nach der Wiedervereinigung versuchte Berlin sich seiner städtebaulichen und architektonischen Geschichte anzunehmen, größere Abrisse und Zerstörungen sollten vermieden werden. Berlin hat seinen eigenen Charme, ob nun geprägt durch Plattenbau, Altbau aus Vorkriegszeiten oder moderne Bauten aus den letzten Jahren. Es ist die Summe der Einzelarchitekturen und -stile, die Berlin ausmacht und das gefällt mir.

Wo sehen Sie architektonische Schwerpunkte in Berlin?

Franz Rembold: Es gibt eine Reihe dieser architektonischen Schwerpunkte in Berlin. Historisch betrachtet ist der Gendarmenmarkt besonders bemerkenswert. Er ist das genaue Gegenteil zu dem oben beschriebenen zusammengewürfelten Berlin. Der Platz entstand Ende des 17. Jahrhunderts nach den Plänen von Johann Arnold Nering. Er gilt als der schönste Platz der Stadt und ist ganz klar in seiner Aufteilung. Ein zentraler Ort, an dem aktuell sehr hochwertige Architektur entsteht, ist sicherlich die Europacity nördlich des Hauptbahnhofs. Das Gebiet der Heidestraße in Berlin war jahrzehntelang als "Niemandsland" zwischen Ost und West verrufen. Geprägt durch die Berliner Mauer, Containerbahnhof und Lagerhallen ist es heute eines der zentralen Zukunftsgebiete der Stadt.

Ist es nicht sehr schwierig, den passenden Baustil zu finden, sodass er in die Stadt passt?

Franz Rembold: Aus meiner Sicht gibt es nicht den einen passenden Baustil für Berlin. Es geht darum zukunftweisende Konzepte zu entwickeln, die mehr als nur ein Trend sind. Zielstellung sollte doch immer sein, die Architekturlandschaft Berlins zu bereichern und neue Lebensräume zu schaffen. Was sich aus meiner Sicht daher immer positiv auswirkt, ist die Auslobung eines Architektenwettbewerbs. Die verschiedenen Blickwinkel für eine Projektentwicklung sind immer horizonterweiternd und ermöglichen es, die Möglichkeiten maximal auszuloten. Das war auch die Vorgehensweise bei unserem Hochhausprojekt in der Fanny-Zobel-Straße direkt an der Spree. Klar war für uns, dass sowohl Wohnungen als auch ein Apartmenthotel an dem Standort realisiert werden sollen und wir hatten konkrete Vorstellungen, was auf diesem Grundstück entstehen könnte. Die Entwürfe am Ende haben unsere Vorstellungen übertroffen, sodass wir unserem Wunsch kompromisslose gute Wohnungen zu konzipieren, sehr nahe kommen und die Architektur eine Bereicherung für diesen Standort sein wird.

Berlin muss dem wachsenden Druck der steigenden Einwohnerzahl standhalten. Immer mehr Menschen zieht es nach Berlin und der Wohnraum wird immer knapper. Was kann man dagegen tun?

Franz Rembold: Der Berliner Senat hat in seiner Koalitionsvereinbarung ganz klar dem Wohnungsneubau höchste Priorität eingeräumt. Allein 30.000 neue Wohnungen sollen die städtischen Gesellschaften bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 bauen. Natürlich wird man nicht umhin kommen zu bauen, um den benötigten Wohnraum zu schaffen. Diese Tatsache stellt auch niemand in Frage, es geht in den meisten Diskussionen dazu eher um das „Wie“ als um das „Ob“. Ohne private Investoren wird es auch nicht möglich sein, die benötigten Wohnungen zu realisieren. Ich denke, dass Politik, die städtischen Gesellschaften, private Investoren und auch die Bürger vertrauensvoll und gemeinschaftlich diese große Herausforderung angehen müssen.

Wie sehen Sie die Zukunft Berlins?

Franz Rembold: Also, „fertig“ wird Berlin wahrscheinlich nie! Die Entwicklung der Stadt beschleunigt sich aber zusehends. Ich sehe das als Chance. Berlin verfügt über eine große Dynamik, über Innovation und Inspiration. Diese Energie sollte genutzt werden und sich auch in den Gebäuden und der Architektur manifestieren. Berlin will und soll eine Stadt für alle sein, für unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Meinungen und Ansichten. Nur gemeinsam wird man Berlin zu einer auch architektonisch herausragenden Metropole weiterentwickeln können. Ich freue mich jedenfalls auf die kommenden Aufgaben.

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Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Agromex GmbH & Co. KG
Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2017

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