Facility Manager erbringen immer öfter die Sicherung eines störungsfreien Umfelds für Rechenzentren-Betreiber
Die Informationstechnologie entwickelt sich nach wie vor rasant. Mobile Computing, digitales Fernsehen und die zunehmende Verbreitung von Funktechniken und softwarebasierter Geschäftsmodelle weltweit lässt die Datenmenge, die verarbeitet, gespeichert und geschützt werden muss, ständig steigen.
Allein die Datenmenge in den deutschen Mobilfunknetzen ist laut Angaben der Bundesnetzagentur und des Branchenverbandes Bitkom im vergangenen Jahr deutlich stärker gestiegen als erwartet. 2013 wurden 267 Millionen Gigabyte in den Netzen der Mobilfunkbetreiber übertragen. Das entspricht dem Inhalt von rund 57 Millionen DVDs und bedeutet eine Steigerung um 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das weltweite Datenvolumen wird nach einer aktuellen Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen International Data Corporation (IDC) bis 2020 um das Zehnfache anwachsen – von derzeit 4,4 Billionen Gigabyte auf 44 Billionen Gigabyte. In Deutschland wird die Menge digitaler Daten im gleichen Zeitraum von 230 auf 1100 Milliarden Gigabyte steigen.
Im selben Maße steigen die Anforderungen an die hierfür notwendige IT-Infrastruktur, insbesondere an die Kapazitäten für die Datenverarbeitung und -sicherung in Rechenzentren. Während große Unternehmen immer noch viel in eigene, zentrale Rechenzentren investieren, sind immer mehr private Nutzer, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen angesichts solcher Steigerungsraten und Mengen nicht mehr Willens oder in der Lage, die hierfür notwendige Speicherkapazität und IT-Infrastruktur selbst vorzuhalten. Sie vertrauen ihre Daten darauf spezialisierten Dienstleistern und deren webbasierten Lösungen an. Dieses so genannte Cloud-Computing steht für die Auslagerung von Hard- und Software auf einen geografisch meist fern vom Nutzer angesiedelten Standort, den er nicht mehr selbst betreibt, oft gar nicht kennt, sondern nur noch als Teil von IT-Dienstleistungen anmietet bzw. nutzt. Anwendungen und Nutzerdaten befinden sich nicht mehr auf firmeneigenen Rechnern, sondern metaphorisch in einer „Wolke“. Damit wird nicht nur die die eigentliche IT-Technik ausgelagert, sondern insbesondere auch die Verantwortung für die zuverlässige Verfügbarkeit von Daten und Anwendungen an einen Dritten.
Egal ob Daten in firmeneigenen, zentralen Rechenzentren oder extern in der Cloud eines Anbieters verarbeitet, gespeichert und geschützt werden, die hierfür verwendete IT-Technik muss sieben Tage die Woche rund um die Uhr möglichst störungs- und unterbrechungsfrei zur Verfügung stehen. Hinter Cloud-Computing steht hochkomplexe Technik, die in gleichem Maße höchste Ansprüche an den Betrieb und an die Sicherheit der sie beherbergenden Gebäude, den Rechenzentren, stellt. Dabei spielt die eher traditionelle Gebäudetechnik, also die Versorgung mit Strom sowie die Klimatisierung und Lüftung der Gebäude und Räume, in der die Servertechnik steht und betrieben wird, eine Schlüsselrolle.
Gefordert ist „Höchstverfügbarkeit“, also eine möglichst unterbrechungs- und störungsfreie Stromversorgung und ein genau definiertes Raumklima überall dort, wo die empfindliche Technik untergebracht ist. Die Sicherung eines solchen störungsfreien Umfelds für Betreiber von Rechenzentren, wie zum Beispiel Telekommunikationsunternehmen oder Banken, erbringen immer öfter darauf spezialisierte Facility Management Unternehmen. Dabei wird die Verfügbarkeit anhand genau definierter Kriterien im Dienstleistungsvertrag zwischen Systembetreiber und Facility Manager festgeschrieben. Dort können auch die Folgen (zum Beispiel Konventionalstrafen) bei Nichteinhaltung der Verfügbarkeit geregelt sein.
Den Betreibern von Rechenzentren ist es wichtig, dass die vertraglich definierten Anforderungen konsequent, regelmäßig und auf Dauer zur Verfügung gestellt werden, so dass möglichst keinerlei Unterbrechungen, Störungen oder sonstige Beeinflussungen den Betrieb behindern. Tatsächlich sinkt die Toleranz gegenüber Ausfallzeiten im Bereich der Datenverarbeitung und Sicherung ständig. Das Geschäftsmodell von Banken und Versicherungen, aber auch das von Handelsunternehmen sowie vielen weiteren Branchen und Industrien ist inzwischen so von einer störungsfreien IT abhängig, dass selbst Ausfallzeiten von wenigen Minuten oder gar Stunden Schäden in Millionhöhe und einen hohen Imageverlust bedeuten.
„Höchstverfügbarkeit“, d.h. eine möglichst geringe Ausfallwahrscheinlichkeit, bedeutet höchste Anforderungen an die technische Gebäudeausstattung und deren Redundanzen, an die Wartung und den Betrieb sowie an die Präsenz und an die Qualifikation des mit dem Technischen Facility Management beauftragen Personals. Dabei gilt die einfache Formel: Je mehr Sicherheit gefordert ist, desto mehr Aufwand muss betrieben werden und desto höhere Kosten fallen an. Die unternehmerische Entscheidung, welches Restrisiko für einen IT-Totalausfall man einzugehen bereit ist, muss jedes Unternehmen selbst treffen. Die so genannten „Tier Klassifikationen“ des renommierten Uptime Instituts mit Sitz in New York erlauben eine inzwischen weit verbreitete Definition verschiedener Abstufungen der Höchstverfügbarkeit für den Betrieb und für die Infrastruktur von Rechenzentren:
Quelle: STRABAG PFS angelehnt an die Tier Classifications Define Site Infrastructure Performance Uptime Institute
Allein am Beispiel der unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) wird deutlich, welch hohen Aufwand der Betreiber eines Rechenzentrums treiben muss, um das Restrisiko für einen Ausfall um nur zwei Zehntel Prozent zu senken. Da die Netzbetreiber tatsächlich keine unterbrechungsfreie Energieversorgung garantieren können, muss sich der Betreiber selbst um die Absicherung kümmern. In der Regel wird die Stromverteilung im Gebäude in mindestens zwei oder mehr voneinander unabhängigen Kreisläufen gesichert und durch so genannte USV-Anlagen (zum Teil batteriegestützt) und Generatoren ergänzt. Bei einem Blackout wird dann der Betrieb der High-Tech für die Datencloud im Zweifel mehrere Stunden, unter anderem durch einen oder mehrere klassische Schiffsdiesel, gewährleistet. So trivial das für den Laien klingen mag, sind allein für solche Dieselgeneratoren viele Vorkehrungen für den hoffentlich nie eintretenden Störfall notwendig. Das reicht von der Inspektion und Wartung über den regelmäßigen Testbetrieb bis hin zum sachgemäßen und sicheren Lagern von ausreichend und turnusmäßig zu erneuernden Dieselvorräten.
Abhängig von der Größe und Leistung und damit vom Stromverbrauch des Rechenzentrums sind so erhebliche Investitionen in die Gebäudeinfrastruktur und in die Notfallausrüstung erforderlich. Ähnliches gilt für die Klimatisierung sowie für den technischen und baulichen Brandschutz von Rechenzentren. Alle Komponenten zusammen genommen, machen den störungsfreien Betrieb solcher Anlagen immer komplexer. Gerade beim Neubau von Rechenzentren empfiehlt es sich deshalb, die Expertise erfahrener Dienstleister schon während der Planungs- und Bauphase im Rahmen eines baubegleitenden FM-Prozesses einzubeziehen.
Um dem hohen Anspruch von Rechenzentrenbetreibern auf Dauer gerecht zu werden, sind auf der anderen Seite die beauftragten Dienstleistungsunternehmen gefordert, ihre Mitarbeiter ständig fort- und auszubilden. STRABAG Property and Facility Services lässt ihre Spezialisten für Rechenzentren zum Beispiel durch eigens unter Kooperation mit der Fachhochschule Gießen entwickelte Lehrgänge zertifizieren.
Dieser Aufwand ist gerechtfertigt, denn Rechenzentren sind für FM-Dienstleister ein nachhaltiger Zukunfts- und Wachstumsmarkt. Wie die Stromversorgung und die Verkehrswege sind Rechenzentren heute ein Teil der absolut notwendigen Infrastruktur für Wirtschaft, Verwaltung und Forschung. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom werden jährlich zirka 8 Mrd. Euro in Rechenzentren investiert. Zwischen 2003 und 2013 ist die IT-Fläche in deutschen Rechenzentren um 42 % auf ca. 1,8 Millionen m² gewachsen. Allein STRABAG PFS betreut zurzeit mit 250 Mitarbeiter, davon 90 besonders ausgebildeten Spezialisten, 38 Rechenzentren mit einem jährlichen Gesamtauftragsvolumen von über 30 Mio. Euro.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von STRABAG Property and Facility Services GmbH
Erstveröffentlichung: November 2014, Immobilien & Finanzierung