Mietendeckel könnte zu Umsatzeinbußen von 7,5 Milliarden Euro im Berliner Handwerk führen
Der geplante Berliner Mietendeckel könnte laut einer aktuellen Umfrage des Beratungsunternehmens RUECKERCONSULT zu massiven Umsatzeinbußen im Berliner Handwerk führen. Demnach will die Mehrheit der befragten Wohnungsunternehmen ihre Instandhaltungs- und Modernisierungsinvestitionen bei Umsetzung des Gesetzesvorhabens reduzieren, um die befürchteten Mietrückgänge zu kompensieren. Zudem denken rund 40 Prozent der Teilnehmer über einen Verkauf oder Teilverkauf ihrer Berliner Wohnungsbestände nach.
RUECKERCONSULT befragte bestandshaltende und verwaltende Wohnungsunternehmen in Berlin im Rahmen einer Online-Umfrage vom 9. bis 23. September 2019 nach den wirtschaftlichen Konsequenzen des geplanten Mietendeckels. Dabei wurde der Referentenentwurf vom 30. August 2019 zugrunde gelegt, der im Kern vorsieht, dass Mieter, die mehr als 30 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens für ihre Wohnung zahlen müssen, ihre Miete auf die im Deckel festgelegten Grenzen absenken können.
Insgesamt beteiligten sich 42 Unternehmen an der Umfrage, die zusammen einen Bestand von rund 245.000 Wohnungen repräsentieren. Davon entfallen rund 207.000 Wohnungen auf den eigenen Bestand und 38.000 Wohnungen auf den Verwaltungsbestand für Dritte. Bei insgesamt 1,63 Millionen Mietwohnungen in Berlin repräsentieren die teilnehmenden Unternehmen einen Anteil von 15 Prozent am Mietwohnungsbestand in der Hauptstadt.
Latente Gefahr des Auftragseinbruchs von 25 Prozent im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe
Rund 26 Prozent der Befragten würden bei Inkrafttreten des Gesetzes ihre Instandhaltungsinvestitionen vollständig einstellen, rund 64 Prozent würden sie reduzieren. 88 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass sie in Folge des Mietendeckels weniger Aufträge an das Handwerk vergeben würden. In Summe könnte dies eine Reduzierung von Handwerksaufträgen von rund 225 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Hochgerechnet auf den gesamten Mietwohnungsbestand von rund 1,63 Millionen Wohnungen in Berlin würde dies rechnerisch zu einem Auftragseinbruch für das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr bzw. 7,5 Milliarden Euro auf die Mietdeckellaufzeit von fünf Jahren führen.
Das Bundesamt für Statistik ermittelte für das Jahr 2016 einen Umsatz des Bauhauptgewerbes in Berlin von 2,28 Milliarden Euro und des Ausbaugewerbes von 3,62 Milliarden Euro, in Summe also rund 6 Milliarden Euro. Mit den Ergebnissen der Umfrage könnte damit der Umsatz der beiden maßgeblichen Handwerkszweige um rund 25 Prozent einbrechen.
Rückgang bei Mieteinnahmen könnte zu Entlassungen führen
Die Umfrageteilnehmer rechnen mit erheblichen Mieteinbußen. Rund 92 Prozent geben an, dass sie in den nächsten fünf Jahren aufgrund der Einführung des Gesetzes Mietrückgänge verzeichnen würden. In Summe könnte dies bei den Teilnehmern der Umfrage eine Ertragseinbuße von rund 145 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Auf den gesamten Berliner Mietwohnungsbestand hochgerechnet, könnten so pro Jahr rund eine Milliarde Euro an Mieterträgen fehlen. In fünf Jahren, so lange wie der Mietendeckel in Kraft sein soll, würde sich der Einnahmenausfall also auf fünf Milliarden Euro summieren. Die erheblichen Verluste dürften sich auf die Personalsituation bei den Wohnungsunternehmen auswirken: Rund ein Drittel der Befragten gibt an, Mitarbeiter aufgrund des neuen Gesetzes möglicherweise entlassen zu müssen.
Fehlende politische Verlässlichkeit und Verlustrisiken könnten zum Verkauf von Berliner Wohnungsbeständen führen
Ferner scheint die Hälfte der befragten Unternehmen den Glauben an den Berliner Wohnungsmarkt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen zu verlieren und sich von Berlin abzuwenden. 39 Prozent der Befragten gaben immerhin an, ihre Berliner Wohnungsbestände ganz oder teilweise verkaufen zu wollen. 53 Prozent würden ihren Bestand behalten, aber nicht ausbauen und nur acht Prozent sehen Chancen für günstige Einstiegspreise und möchten ihren Bestand ausbauen.
Hinweise zur Umfrage
Die Umfrage wurde Online im Zeitraum vom 9. bis 23. September 2019 durchgeführt. Die einzelnen Fragen wurden solitär gestellt und waren nicht miteinander verknüpft. Die IP-Adressen der Befragten wurden aus Datenschutzgründen nicht gespeichert. Es kann daher sein, dass aus einem einzelnen Unternehmen mehrere Personen an der Umfrage teilgenommen haben. Bei den Ausprägungen der Antworten wurde zur Ermittlung von Schätzwerten der jeweilige Mittelwert der jeweils angegebenen Spannen herangezogen. Die tatsächlichen Werte können also größer oder niedriger als die angegebenen und berechneten Werte sein. Die Umfrage erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Repräsentativität. Sie stellt eine Indikation dar. Aus Sicht des Initiators sind die Werte jedoch selbst bei einer möglichen Abweichungstoleranz von 25 Prozent in die eine oder andere Richtung gegenüber einer vollständigen Marktaufnahme aussagekräftig genug, um die wirtschaftlichen Folgen eines Berliner Mietendeckel-Gesetzes einzuordnen.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: Pressemitteilung vom 7. Oktober 2019