Vorausschauende Planung von Sicherheitssystemen genauso wichtig wie Sanitäranlagen und Stromversorgung
(Voraus)Planung ist wichtig, Nachrüsten - sofern überhaupt möglich – oft schwer und teuer. Diese Lektion lernen die meisten von uns schon sehr früh: etwa, wenn das gerade fertigstellte Lego-Haus auf einmal nicht genug Platz für die vorgesehenen Möbel hat, oder der kindliche Bauplan zu klein ist für all die spontan nachgetragenen Ideen.
Diese Lektionen prägen die Art und Weise, wie wir unsere Welt gestalten. Nicht nur die Ausbildung von Architekten und Gebäudeplanern, sondern auch unsere Erfahrung lehren uns, wichtige Aspekte der Gebäudeplanung von Anfang an zu integrieren. Es wäre völlig unsinnig, ein neues Gebäude zu entwerfen, die Pläne oder gar den Bau fertig zu stellen und dann darüber nachzudenken, wie Strom- und Wasserleitungen integriert werden sollten. Mechanische, elektrische und sanitäre Anlagen (MEP - Mechanical, Electrical and Plumbing) sind wesentliche Bestandteile der Planung, die Gebäude von einer Ansammlung leerer Räume in ein komfortables, einladendes und bewohnbares Zuhause oder Büro verwandeln. Sie werden von Anfang an vollständig in den Planungs- und Gestaltungsprozess integriert.
Im Vergleich dazu ist die physikalische Sicherheit oft ein eher nachgeordneter Aspekt, obwohl die Schaffung einer sicheren Umgebung von entscheidender Bedeutung ist, wenn ein neues Gebäude entsteht. Dieses Vorgehen war früher vielleicht akzeptabel, aber die zunehmende Komplexität der Sicherheitstechnologie und des zu beherrschenden Fachwissens bedeutet, dass sich die Prozesse weiterentwickeln müssen, damit die Gebäudesicherheit ein vollständig integriertes System und nicht nur ein nachträglicher Zusatz ist.
Integration der Gebäudesicherheit
Heute gibt es viele Design-Leitlinien, die bei der Gestaltung von Räumlichkeiten für mehr Sicherheit sorgen können. Oft werden diese Aspekte jedoch als nicht so wichtig betrachtet oder erst lange nach verschiedenen anderen Überlegungen bei der Gebäudeplanung berücksichtigt, d. h. sie werden erst später eingefügt. Wenn beispielsweise ein Bauentwurf einen "toten Winkel" ohne natürliche Überwachungsmöglichkeiten vorsieht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses Problem erst später durch die Installation von Kameras gelöst wird, anstatt zu versuchen, von Anfang an ein Gebäudedesign ohne dieses Problem zu erstellen.
Ein Beispiel für die Ansätze, die zur Identifizierung und Bekämpfung von Sicherheitsproblemen in Gebäuden verwendet werden können, ist das sogenannte CPTED (Crime Prevention Through Environmental Design) Konzept. Dabei geht es darum, die Kriminalität zu verringern, indem man die Gelegenheiten dafür beseitigt und möglichen Tätern zeigt, dass eine Umgebung bewohnt, gepflegt und überwacht ist - ähnlich wie bei dem "broken windows"-Konzept, bei dem eine ehemals heruntergekommene Gegend in einen guten Zustand versetzt und auch so erhalten bzw. immer wieder instandgesetzt wird. Die Idee ist, dass es so keine Gelegenheit für kriminelles Verhalten gibt und die Umgebung so gestaltet ist, dass alles, was ungewöhnlich oder potenziell bedrohlich ist, bemerkt und gemeldet wird. Wenn die Kriminalität gar nicht erst Fuß fassen kann, entsteht ein stärkeres Sicherheitsgefühl und mehr Geborgenheit.
Das Problem ist, dass diese bewährten Ansätze oft erst eingesetzt werden, um Probleme zu mildern, anstatt diese bereits von vornherein zu vermeiden. Zudem kann die späte Anwendung dieser Prinzipien manchmal zu einer "feindseligen Architektur" führen, d. h. zu Gestaltungsformen, die unangenehm und ungemütlich sein können. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind die Mittel und Wege, mit denen Obdachlose gehindert werden, sich zum Betteln oder Schlafen niederzulassen, aber es gibt auch andere Maßnahmen wie Stacheln an den Wänden, CCTV-Warnschilder, Metallzäune und mehr. Dieser Ansatz der Schadensbegrenzung kann dazu führen, dass Umgebungen, in denen es sich eigentlich lohnt, Zeit zu verbringen, zu Orten werden, an denen ein größeres Unbehagen herrscht.
Wir würden dieses Vorgehen bei anderen Aspekten der Bauplanung nicht akzeptieren, z. B. Verlängerungskabel willkürlich nachträglich auf dem Boden zu befestigten oder tragbare Heizgeräte oder Toiletten aufzustellen, um die Mängel einer integrierten Planung zu beheben. Beim Thema physikalische Sicherheit hingegen werden solche nachträglichen Maßnahmen zur Schadenbegrenzung eher geduldet und implementiert.
Mehr als Verbrechensbekämpfung
Das andere Problem bei dieser Vorgehensweise ist, dass integrierte Sicherheit mehr als nur die Aufdeckung und Verhinderung von kriminellen Aktivitäten bedeutet. Stattdessen sollten Architekten und Design-Experten über die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Gebäuden und ihren Bewohnern auch gegen eine ganze Reihe anderer Widrigkeiten und die im Bedarfsfall optimal zu ergreifenden Maßnahmen nachdenken.
Ein ähnlicher Wandel vollzieht sich derzeit im Bereich der Cybersicherheit. Früher sorgten die Sicherheitsanbieter pauschal dafür, dass überall die richtige Antiviren- und Spam-Software installiert wurde. Heute überlegen sie individuell, welche Daten in einem Unternehmen am wichtigsten sind, wo die größten Risiken liegen und was zu tun ist, wenn etwas schief geht.
Dies ist die Art von Einstellungsänderung, die notwendig ist, wenn es um die Integration von fortschrittlichem Gebäudesicherheit geht. Menschen und Unternehmen legen großen Wert auf den Schutz von Vermögenswerten, die Kontinuität des Geschäftsbetriebs und die wirksame Abwehr möglicher Bedrohungen: Sie wollen, dass der Ort, an dem sie leben oder arbeiten, sicher ist, und zwar nicht nur, weil die Sicherheitsmaßnahmen später hinzugefügt wurden, sondern weil sie ursächlich in die Grundlagen des Projekts eingeplant worden sind. Dies erfordert die ganzheitliche Integration von Sicherheitsstrategien in den Designprozess und nicht die nachträgliche Schadensbegrenzung. Genauso, wie Designer und Architekten die naturgegebenen Gefahren einer bestimmten Umgebung, wie extreme Wetterbedingungen und Naturkatastrophen, berücksichtigen, müssen sie auch alltägliche Sicherheitsrisiken, wie Einbruch, Diebstahl oder sogar Angriffe auf Personen in Betracht ziehen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen aufbauen. Ebenso, wie Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit und großen Auswirkungen, wie Wirbelstürme und Überschwemmungen, verstanden und berücksichtigt werden müssen, gilt dies auch für die Arten von Ereignissen mit hoher Wahrscheinlichkeit und geringeren Auswirkungen, auf die sich die Sicherheitstechnologie ausrichtet.
Fortschrittliche Sicherheits-Philosophie punktet
Die Vorteile integrierter Gebäudesicherheit gehen weit über den Schutz von Menschen und Objekten hinaus. Wenn die physikalische Sicherheit von Anfang an berücksichtigt wird, müssen keine Pläne überarbeitet oder Entwürfe nachgerüstet werden, um sie zu integrieren. Wenn beispielsweise Gebäude so übersichtlich gestaltet werden, dass sie quasi „natürlich“ überwacht und somit abgesichert werden können, werden wahrscheinlich weniger Kameras und weniger Personal für die Überwachung dieser Kameras benötigt. Eine bessere Planung bedeutet, dass man später weniger zahlen muss, wenn Probleme entdeckt und behoben werden müssen.
Letztendlich geht es bei der vorausschauenden Planung eines Gebäudes aber sogar um mehr als die reine physikalische Sicherheit. Richtig eingesetzt, trägt ein von Anfang an integriertes Sicherheitskonzept dazu bei, einen Raum besser zu kennen, ihn komfortabler und effizienter zu machen, und ist ebenso notwendig wie die Sanitär- und Elektroinstallation. Mit dem Grad an Sicherheit steigt auch die Wohnlichkeit des Objekts und somit die Zufriedenheit der Bewohner oder Besucher.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Brivo
Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2023