Seit fast einem Jahrzehnt mahnen Experten den enormen Nachholbedarf Deutschlands bei altersgerechten Wohnungen und speziellen Wohnangeboten für Senioren an. Geändert hat sich seitdem nur wenig. Auch 2021 fehlen nach Einschätzung der Bundesregierung rund zwei Mio. Wohnungen für Senioren. Und Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung zeigen, dass die Zahl der 65-Jährigen und Älteren seit 1991 von 12 Millionen auf 18,3 Millionen im Jahr 2020 deutlich gestiegen ist. Da jüngere Geburtsjahrgänge zugleich sinkende Personenzahlen aufweisen, stellen die ab 65-Jährigen im Zeitverlauf auch einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung. Er stieg von 15 Prozent im Jahr 1991 auf 22 Prozent im Jahr 2020.
„Ältere Menschen werden als Zielgruppe für Investitionen in Wohn - und Pflegeimmobilien damit immer wichtiger“, sagt Rainer Schorr, Geschäftsführer der PRS Family Trust GmbH. „Immobilienbranche und Fondsanbieter beginnen, langsam auf die damit verbundenen Herausforderungen zu reagieren. Für einen zusätzlichen Impuls sorgen dabei die von der Europäischen Union aufgestellten Regelungen zur Nachhaltigkeit von Anlageprodukten, die die Ausweitung sozialer Komponenten in den Portfolien ausdrücklich unterstützen.“
Es ist somit durchaus folgerichtig, wenn gerade Senior Living sich aktuell als eigene Assetklasse in Deutschland etabliert, zumal das deutsche Sozialsystem auch einige Anreize bietet. So beziehen momentan mehr als 4,1 Mio. Menschen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Davon werden rund 820.000 Menschen in 15.400 vollstationären Pflegeheimen versorgt, Tendenz steigend. Neben dieser Entwicklung kann man beobachten, dass es einen ständig wachsenden Anteil Alleinlebender in der Bevölkerung gibt. Aktuell sind das rund 6 Mio. Menschen ab 65 Jahren und in der stark pflegebedürftigen Altersgruppe über 85 bereits 58 Prozent. Analog zu diesen Entwicklungen gehen aktuelle Schätzungen von einem zusätzlichen Bedarf von 300.000 Plätze in der vollstationären Pflege bis 2030 aus.
„Um die Nachfrage nach zusätzlichen Pflegeplätzen zu decken, sind erhebliche Investitionen in neue Pflegeimmobilien notwendig, die zunehmend durch private und freigemeinnützige Träger und Investoren geleistet werden“, sagt Rainer Schorr. Den Bedarf gäbe es schon bei der Erhaltung der erforderlichen Modernisierung bestehender Immobilien. Im Jahr 2020 waren ca. 29 Prozent der deutschen Pflegeheime über 40 Jahre alt. Etwa 26 Prozent wiesen ein Alter zwischen elf und 20 Jahren auf. Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung sollen für deren Instandhaltung bzw. Modernisierung 70 Mrd. Euro erforderlich sein. Hinzu kommen unerlässliche Bestandsveränderungen, um landesgesetzliche Anforderungen, wie zum Beispiel die Einzelzimmerquote, zu erfüllen.
Finanzbedarf und Investitionschancen sind von vielen Akteuren bereits erkannt. Das Transaktionsvolumen im Bereich der Gesundheitsimmobilien, das neben Pflegeheimen auch Ärztehäuser, Rehakliniken und betreutes Wohnen einschließt, umfasste im vergangenen Jahr 3,76 Milliarden Euro. Damit wurde das vorherige Ergebnis von 2020 um acht Prozent übertroffen. Zum Vergleich, 2011 wurden lediglich 350 Mio. Euro in diesem Bereich investiert.
Pflegeheime stellen mit einem Marktanteil von 65 Prozent das mit Abstand wichtigste Segment am Gesundheitsimmobilieninvestmentmarkt dar. Die Zielrenditen liegen hier zwischen vier bis fünf Prozent, was den deutschen Markt nach Einschätzung von Marktbeobachtern für institutionelle Investoren und hier insbesondere für internationale Akteure interessant macht. Einzig der spürbare Mangel an zum Verkauf stehenden Pflegeheimen könne das Transaktionsgeschehen weiter limitieren. „Der Wettbewerb um attraktive Objekte in Deutschland geht jedenfalls weiter“, sagt Rainer Schorr. „Erste Anbieter haben spezielle Fondsprodukte aufgesetzt, so dass sich insbesondere institutionelle Investoren vergleichsweise unkompliziert in diesem engen Marktsegment engagieren und an den guten Aussichten partizipieren können.“
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von PRS Family Trist GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, März 2022