Perspektiven und Anforderungen an den Büro-Arbeitsplatz der Zukunft
Den klassischen Büromieter vergangener Jahrzehnte gibt es nicht mehr. Kunden verlangen individuelle Lösungen, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Dabei werden Faktoren wichtiger, die die Arbeit angenehm machen, denn Wohlbefinden ist der Schlüssel zu hoher Produktivität. Der Büro- und Gewerbebauer Goldbeck hat mit seinen „Komfortstufen“ einen systematisierten Lösungsansatz entwickelt.
Das Büro als einziger und fester Arbeitsplatz befindet sich in der Neudefinition. Co-Working, Homeoffice und Desk-Sharing sind nur drei Vokabeln, die eine neue Ära der Bürogestaltung verkünden. Die Zahl der Co-Working Spaces in Deutschland wird derzeit auf rund 400 geschätzt. In der Startup-Metropole Berlin hat der Marktführer Mindspace erst kürzlich 5.000 Quadratmeter in zentraler Lage angemietet. Hauptnutzer dieser geteilten Büroflächen sind junge Unternehmensgründer, die in der Startphase ihrer Firma vom direkten Austausch mit Gleichgesinnten profitieren. Die Bedeutung von Homeoffice hat erheblich zugenommen – laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind es rund zwölf Prozent der Bundesbürger, die in regelmäßigen Abständen berufliche Tätigkeiten zu Hause erledigen. Deutschland liegt im europaweiten Vergleich der Homeoffice-Nutzung momentan noch im unteren Mittelfeld, Tendenz steigend. Desk-Sharing ist einer der jüngsten Trends und hat sich besonders bei innovativ ausgerichteten Großunternehmen durchgesetzt. Dem Mitarbeiter wird beim Eintritt ins Büro sein tagesaktueller Schreibtisch zugeordnet. Auf diese Weise müssen deutlich weniger Arbeitsplätze vorgehalten werden und auch der Energieverbrauch sinkt deutlich. Der Trend ist klar erkennbar – es wird dort gearbeitet, wo man am produktivsten ist und dann, wenn es einen Sinn ergibt.
Auch das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom unter 1.500 Geschäftsführern und Personalleitern aus allen Branchen aus dem Jahr 2015 zeigt: Jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass der klassische Büroarbeitsplatz mit Anwesenheitspflicht künftig an Bedeutung verlieren wird. Etwa 70 Prozent der Unternehmen versprechen sich durch die Digitalisierung der Arbeitswelt ein höheres Innovationstempo und damit einen strategischen Wettbewerbsvorteil.
Jedoch lässt sich nicht jede digital basierte Dienstleistung außerhalb des Büros realisieren. Der Rückgriff auf Dokumente in Papierform ist gerade bei lange bestehenden Unternehmen unerlässlich – die Digitalisierung der Arbeitsvorgänge aus Jahrzehnten würde in einem Missverhältnis zu den entstehenden Kosten stehen. Warenlieferungen und Briefe benötigen einen zentralen Ablage- und damit auch Zustellungsort. Persönliche Besprechungen bleiben unerlässlich für die direkte und offene Kommunikation. Eine Parallelnutzung verschiedener Büroformen wird folglich auch in den kommenden Jahren die Arbeitswelt bestimmen. Jedes Unternehmen wählt die für sich passende Form aus.
Berufs- und Privatleben nähern sich an
Unabhängig von Trends in der Arbeitswelt interpretiert eine wachsende Zahl von Unternehmen ihre Immobilie als Bestandteil der Markenpersönlichkeit. Das Büro der Zukunft ist eben mehr als ein Gebäude mit vielen Schreibtischen. Es soll das Unternehmen repräsentieren – nicht nur durch die Aufnahme bestimmter Elemente des Corporate Designs, sondern vor allem auch architektonisch und durch die Gestaltung seines Innenlebens. Hinzu kommt: Wenn ein Großteil der Arbeit mobil erledigt werden kann, stellt der Arbeitsplatz keinen getrennten Sonderraum mehr dar, sondern ist integraler Bestandteil des Lebens. Nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch der Ort der Arbeit ist beliebig – das Büro wird in dieser Perspektive zum sozialen Treffpunkt, ähnlich dem Café oder dem Wohnzimmer. Laut einer Prognose der Universität St. Gallen wird das Büro der Zukunft als „temporärer Ankerpunkt menschlicher Interaktion“ interpretiert.
Somit verschmelzen die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit zunehmend. Umso wichtiger ist es, diese Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten, immerhin verbringen Angestellte durchschnittlich 1.760 Stunden pro Jahr im Büro. Hinzu kommt, dass laut Studien die Produktivität der Mitarbeiter um bis zu 36 Prozent steigt, wenn die Arbeitsumgebung stimmt. Gleichzeitig sinken die Anzahl der Krankheitstage und die Fluktuation im Unternehmen. Folglich müssen also neue Bürokonzepte geschaffen werden, die einerseits den Komfortgedanken berücksichtigen und andererseits genug Spielraum für Flexibilität, Effizienz und Funktionalität lassen. Gleichzeitig sollen Kommunikation und Austausch gefördert werden. Für Eigentümer von herkömmlichen Büroimmobilien mit eher traditionellen Flächenkonzepten wird es zukünftig schwer sein, ihre Objekte zu vermieten.
Bürokomfort nach Maß – die Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt
Als Ergebnis interdisziplinärer Arbeit und jahrelanger Projekterfahrung im Bau und Management von Bürogebäuden hat Goldbeck die sogenannten Komfortstufen entwickelt, die einen systematisierten Lösungsansatz für das Büro der Zukunft bieten. Sie gehen zurück auf den 2013 in den USA etablierten WELL Building Standard, einen Zertifizierungskatalog für Komfort und Nachhaltigkeit in Wohn- und Arbeitsräumen, bei dem die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen. Über die Auswahl verschiedener Komfortstufen können Bauherren ihr Gebäude nach den eigenen Bedürfnissen flexibel konfigurieren. Die individuellen Wünsche und Anforderungen werden von Goldbeck zusammen mit dem Kunden detailliert analysiert, abgestimmt und anschließend in technische Parameter übertragen, die direkt in die Gebäudeplanung einfließen. Somit kann frühzeitig eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt und auch kostenoptimal umgesetzt werden. Das zeigt, wie wichtig eine umfassende Planung im Vorfeld des Bauvorhabens ist.
Das Konzept der Komfortstufen beinhaltet eine Vielzahl an Kriterien aus Funktionalität, Design und Behaglichkeit, die produktives und entspanntes Arbeiten möglich machen und einen Mehrwert hinsichtlich der Umsetzbarkeit aktueller Trends in der Arbeitswelt versprechen. Dazu zählen beispielsweise die bereits in der Planung zu berücksichtigende Ausrichtung des Gebäudes, da sie Auswirkungen auf die Klimaverhältnisse im Gebäude hat, ferner Bedienelemente zur energiesparenden Beleuchtung oder auch die individuelle Temperatursteuerung. Eine gute Raumakustik ist ein grundlegender Faktor für konzentriertes Arbeiten: Harte Betondecken und viel Glas mögen zwar ihren architektonischen Reiz haben, doch die Schallabsorption ist sehr gering ausgeprägt. Vielmehr gilt es, unterschiedliche Materialien für Wand- und Deckendämmung auszuwählen. Weitere Komponenten umfassen die intuitive Bedienbarkeit der Büroausstattung, flexible Grundrisse für eine unkomplizierte Umnutzung des Raumes und eine effiziente Frischluftzufuhr. Dabei kann der Kunde in jedem Themengebiet seinen persönlichen Komfort-Bedarf individuell definieren – von „Standard“ bis „Premium-Plus“.
Das Büro der Zukunft – das Büro mit System
Wer mit System baut, also sein Gebäude aus industriell vorgefertigten Systemelementen nach dem Baukastenprinzip zusammensetzt, gewinnt Vorteile auf vielen Ebenen. Das Gebäude folgt den Anforderungen, nicht umgekehrt. So werden die architektonischen Voraussetzungen für neue Raumkonzepte geschaffen, die ihrerseits Voraussetzung sind für Kreativität, Flexibilität und Kommunikation. Bei der Entwicklung neuer Konzepte sollte natürlich auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Auch hier punktet der Systembau, insbesondere, weil er weniger CO2-Emissionen verursacht als die konventionelle Bauweise. Das hat auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bestätigt, indem sie Goldbeck mit dem Mehrfachzertifikat in Gold für sein Bürogebäude-System ausgezeichnet hat – ein Nachweis für die besondere Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb.
Es scheint offensichtlich: Das Büro der Zukunft ist in erster Linie ein Komfortplatz für optimale Arbeitsbedingungen. Es ist je nach Markenpersönlichkeit individuell gestaltet und verknüpft idealerweise die Unternehmenskultur mit den Anforderungen der Nutzer. Da die ortsunabhängige Arbeit aufgrund wachsender Möglichkeiten mobiler Technologie zunehmen wird, muss das Büro ein Ort sein, zu dem man gerne kommt und wo man gern seine Zeit verbringt – nicht nur der Kollegen wegen. Daher gilt es, die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer im Vorfeld eines Bauvorhabens für ein neues Bürogebäude genau zu kennen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Denn einzelne Maßnahmen im Nachgang umzusetzen wird meist teurer und bringt selten den gewünschten Effekt.
Bürogebäude der Baugruppentechnik Pollmeier GmbH in Hövelhof (Copyright Goldbeck)
"Die Büroräume der DHPG in Bonn bieten Raum für Kreativität, Flexibilität und Interaktion" (Copyright Goldbeck)
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Goldbeck GmbH
Erstveröffentlichung: polis, September 2016