Homeschooling, Maskenpflicht oder Schnelltests – was heute leider oft eingeübte Normalität im Alltag ist, hätte vor rund zwei Jahren zu ungläubigem Kopfschütteln geführt. Das verdeutlicht eindrücklich, dass man vom Status Quo nur begrenzt Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen kann. Das gilt auch für Investments. Die institutionelle Kapitalanlage von heute ist nicht mehr vergleichbar mit Investitionen von vor zehn oder mehr Jahren. Investoren müssen mehr Flexibilität, Kreativität und Risikobereitschaft aufbringen, um in Zeiten niedriger Zinsen, zunehmender Regulierung und dynamischen gesellschaftlichen Veränderungen ihre Anlageziele zu erreichen. Damit rückt zunehmend die Resilienz - also die Widerstandsfähigkeit - von langfristigen Investments in den Fokus.
Was sind die derzeitigen Herausforderungen und Chancen, die institutionelle Investoren wahrnehmen? Und welche Investmentstrategien planen sie auf dieser Grundlage? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat der Real Asset- und Investmentmanager Wealthcap für seine Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ das digitale Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey beauftragt. Civey erhebt und analysiert online Daten fortlaufend in Echtzeit. Mit diesem technologiebasierten Erhebungsansatz führt Civey auch Befragungen in individuellen Zielgruppen durch – beispielsweise bei institutionellen Investoren. Für Wealthcap wurden rund 480 Anlageprofis aus verschiedenen Investorengruppen zu Chancen und Herausforderungen bei der institutionellen Kapitalanlage befragt.
Bei der Frage nach den größten Herausforderungen für Investoren steht mit 30 Prozent die immer komplexer und somit aufwendiger werdende Regulierung ganz oben, sogar leicht über den Niedrigzinsen (29 Prozent). Die Kombination aus Niedrigzinsen und Regulierung ist für die Investoren ein schwierige Ausgangssituation. Denn sie müssten mit einer viel größeren Risikoaffinität auf das Zinsumfeld reagieren. Doch die Regulierung schränkt sie dabei erheblich ein, zum Beispiel durch limitierte Anlagequoten und hohen Eigenkapitalanforderungen.
An dritter Stelle der Herausforderung folgen mit 26 Prozent geopolitische Risiken. Diese sind vor allem hinsichtlich der Risiken für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von Bedeutung. Diese folgt mit 23 Prozent auf dem vierten Platz. Nur 11 Prozent sehen gesundheitliche Risiken wie Pandemien als Gefahr für ihr Investmentportfolio. Allerdings wurde die Umfrage im Sommer durchgeführt, in dem noch der weitere Pandemieverlauf deutlich optimistischer eingeschätzt wurde.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Während Niedrigzinsen und Regulierung schon seit vielen Jahren fortwährende und somit gut kalkulierbare Faktoren sind, werden die geopolitische Risiken und die konjunkturelle Entwicklung immer schwieriger zu prognostizieren. Dadurch nimmt die Bedeutung der Resilienz des Investmentportfolios zu.
Was sind die größten Chancen, die Investoren am Markt sehen? 39 Prozent der Investoren sehen Digitalisierung und künstliche Intelligenz als einen der chancenreichsten Trends für ihre Investmentportfolios. Beispielsweise ist dieser Megatrend bei Immobilieninvestments im Bürosegment deutlich zu spüren: Zeitgemäße Büroflächen müssen optimal vernetzt sein und ein flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen.
An zweiter Stelle folgt mit 26 Prozent ein weiterer Megatrend, Nachhaltigkeit beziehungsweise ESG (Environment, Social, Governance). Trends wie demografischer Wandel und Gesundheit (19 Prozent) sowie Urbanität und Mobilität (12 Prozent) folgen mit Abstand.
Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur eine Chance, sondern wird zunächst auch als eine Herausforderung wahrgenommen. So werden neue Vorgaben vom Gesetzgeber als Bürokratie wahrgenommen. Teilweise sind Maßnahmen im Zusammenhang mit ESG aber auch wirtschaftlich geboten. Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse, dass Investoren sich insbesondere an langfristigen Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit orientieren.
Was ergibt sich nun aus der Chancen-Risiko-Wahrnehmung der Investoren für die Investmentstrategie, die möglichst resilient sein soll? Eine Lösung für das Niedrigzinsproblem sehen viele Investoren (38 Prozent) in einem höheren Immobilienanteil im eigenen Portfolio. Mit relativ stabilen Mieterträgen und hoher Wertstabilität gelten Immobilien für institutionelle Anleger zu Recht als Resilienz-Anker und Lösungsweg aus der Zinsfalle.
Da die institutionelle Kapitalanlage in den vergangenen Jahren diversifizierter und komplexer geworden ist, sind zudem indirekte Investments in den Fokus institutioneller Investoren gerückt – auch bei Real Assets. Insbesondere Fondsstrukturen bieten ein großes Diversifikationspotenzial sowie ein professionelles und aktives Management und ermöglichen oftmals erst den Zugang zu Assets. Und nicht zuletzt lassen sich die ESG-Ansprüche der Investoren gut durch Fonds darstellen, da die Fondsmanager die Auswahl nachhaltigkeits-konformer Assets übernehmen können.
Die Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ finden Sie hier:
https://expertise.wealthcap.com/artikel/future-asset-allocation/
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Erstveröffentlichung: INSTITUTIONAL MONEY, Dezember 2021