28.04.2020

Plattformen als digitale Strategie

Die Frage ist nicht mehr, ob man digitalisiert, sondern was und wie.

Jens Hoffstiepel, Marketing & PR Manager, Crem Solutions GmbH & Co.KG
Jens Hoffstiepel

Wie in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen werden auch in der Immobilienbranche immer mehr Aktivitäten und Prozesse digital abgebildet. Immobilienunternehmen, Makler, Portale, Services und Dienstleister sind auf unterschiedlichste Weise interaktiv - die Immobilienwirtschaft hat die Zukunft für sich entdeckt. Softwarelösungen für das Immobilienmanagement werden ergänzt durch Insellösungen, Proptechs und Smart-Building-Plattformen. Digitale Services für Nutzer und Bewirtschafter privater wie gewerblicher Immobilien sind Antreiber zur Transformation der gesamten Branche. Viele bestehende Geschäftsmodelle der Branche könnten durch stark bzw. schnell wachsende Innovationen, besonders im Bereich der Digitalisierung, entscheidend ausgebaut oder gar abgelöst beziehungsweise „zerschlagen“ werden. Was bedeutet das für die Branche?

Viel Innovation, ein wenig Disruption
Die Digitalisierung eröffnet neue Wertschöpfungspotenziale für Immobilienunternehmen – innerhalb angestammter Geschäftsmodelle und darüber hinaus. Von Innovation und an manchen Stellen Disruption ist vielerorts die Rede. Je nach Ausrichtung und Innovationsgrad von Immobilienunternehmen unterscheiden sich die digitalen Geschäftsmodelle und Angebote aber maßgeblich. Der Unterschied zwischen einer normalen Innovation, wie sie in allen Branchen vorkommen kann, und der Disruption liegt in der Art und Weise der Veränderung. Während es sich bei einer Innovation um eine Erneuerung handelt, die Prozesse nicht grundlegend verändert, sondern lediglich weiterentwickelt, bezeichnet die Disruption eine komplette Umstrukturierung beziehungsweise Zerschlagung eines bestehenden Modells oder Produktes. Ein Beispiel für eine Disruption ist der Umschwung von analogen Musikträgern, wie CDs mit den dazugehörigen Abspielgeräten auf die digitalen Musikplattformen, wie z.B. Spotify. Die altgedienten analogen Abspielgeräte und Tonträger sind heute größtenteils schon durch die digitale Technologie abgelöst.

An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, dass die Digitalisierung in der heutigen Zeit neben innovativen Technologien auch einige disruptive Aspekte mit sich bringt. Inwiefern digitale Prozesse aber disruptive Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft haben werden, ist momentan erst sehr vage zu erkennen. Fest steht, dass es unaufhaltsame Veränderungen geben wird. Denn Innovationen gibt es mehr als genug - die Immobilienwirtschaft wird sich auf anhaltende Strukturveränderungen vorbereiten müssen. Das hat ein großer Teil der Branche mittlerweile erkannt.

Digitale Dienstleistungsbranche Immobilienwirtschaft?
Die Immobilienbranche selbst bietet ein großes Angebot an Produkten sowie Dienstleistungen. Die Unternehmen bedienen sich für die Umsetzung dieser, von außen geforderten und daher stetig wachsenden Angebotspalette, zunehmend digitaler Lösungen. Die digitalen Angebote und Geschäftsprozesse lassen sich je nach Art der Immobilie, dem Geschäftsfeld der Unternehmen (B2B oder B2C), dem gewünschtem Branchensegment, der Zielgruppe und der Lebenszyklusphase einer Immobilie (Planung, Entwicklung, Verkauf oder Verwaltung) einteilen.  

Heute ist die Frage daher oft nicht mehr, ob man digitalisiert, sondern was und wie.  
Die größte Herausforderung für die Unternehmen der Immobilienwirtschaft besteht also im Aufbau einer für sie individuellen digitalen Strategie. Prozesse müssen heute mehr denn je übergreifend sein und auch zwischen verschiedenen Softwarelösungen stattfinden, die in den unterschiedlichen Phasen von Immobilien oder gezielt für bestimmte Aufgabenbereiche im Immobilienmanagement zum Einsatz kommen. Von den vielfältigen, alltäglichen Aufgaben über digitales Dokumentenmanagement und Kommunikationsplattformen für Mieter bis hin zu Smart-Building-Technologien mit sensorgesteuerter Überwachung ganzer Immobilien sind bereits heute etliche digitale Lösungen verfügbar, die bei Planung, Bewirtschaftung und Nutzung von Immobilien unterstützen.

Der “Plattformgedanke” als digitale Strategie
Bei einer digitalen Strategie ist ein wichtiger Gesichtspunkt daher, die Möglichkeit, eine Vielzahl benötigter digitaler Lösungen auf Basis einer “Plattform” zusammenführen zu können, um in Zukunft ein ganzheitliches Immobilienmanagement anzubieten. Die Herausforderung dabei - Daten aus allen Phasen müssen gebündelt werden, um diese über den gesamten Lebenszyklus hinweg effektiv zu nutzen. Ein Szenario, welches bei Gelingen besonders während der langen und teuren Nutzungsphase für die Verwaltung von Immobilien einen horrenden Mehrwert mit sich bringen kann.
 
Dazu müssen die Unternehmen der Immobilienwirtschaft mitunter zunächst erkennen, auf welchem modernen Schatz sie sitzen – Daten. Daten sind in der heutigen Zeit ein wertvolles Gut und der Grundstein nahezu aller digitalen Prozesse. Ein gelungenes Datenmanagement ist für die Digitalisierung von Immobilienunternehmen daher ein wichtiger Aspekt. Darauf aufbauend lässt sich mit einer Software für das Immobilienmanagement, in die angrenzende Lösungen über Schnittstellen integriert werden, eine ganzheitliche Strategie für die Digitalisierung von Immobilienunternehmen entwerfen.

Für Unternehmen wichtige Lösungen nahtlos einbinden  
Angesichts der Vielzahl sowie der steigenden Beliebtheit und Bedeutung digitaler Lösungen für alle Lebenszyklusphasen von Immobilien und zahlreichen zusätzlichen digitalen Services, die neu auf den Markt kommen, gewinnt die Erstellung neuer Prozesse durch nahtlose Verknüpfungen via Schnittstellen an Bedeutung. Eine Schnittstelle für beliebige Anwendungsprogramme erlaubt es, bestehende Daten aus Programmen beispielsweise der Planungs- und Bauphase von Immobilien sowie neuer Speziallösungen bzw. Proptechs in bereits vorhandene Softwarelösungen für das Immobilienmanagement zu integrieren und Funktionen sowie Prozeduren übergreifend zu nutzen. 
 
Lösungen für das automatische Inserieren in den gängigen Immobilienportalen sollten bei der Planung einer digitalen Strategie heute beispielsweise eine genauso wichtige Rolle spielen, wie Serviceportale zur Kommunikation mit Mietern oder die Verbesserung von Prozessen bei der Dokumentenverarbeitung mithilfe von digitalen Dokumentenmanagementsystemen. Hinzu kommen Technologien für die Umsetzung von Smart-Building-Lösungen mit einer Verfügbarkeit immer leistungsstärkerer Softwareplattformen für die Auswertung gesammelter Daten in Gebäuden und einem stetig steigenden Einsatz selbstlernender Algorithmen für die Steuerung von Dienstleistungen und Facility Management.

Bessere Prozesse für die Unternehmen, besserer Komfort für Nutzer
Die digitalen Systeme unterstützen heute dabei, den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie zu planen und abzubilden und sowohl die Arbeit im Immobilienmanagement als auch das Leben der Bewohner zu vereinfachen, besseren Komfort zu ermöglichen und Dienstleistungen gezielt anzubieten und zu steuern. Viele innovative Lösungen haben schon oder werden auf kurz oder lang zukünftig ihren Einsatz in der Immobilienwirtschaft finden. Sie steht vor einer digitalen Weiterentwicklung, die sich auf all ihre Bereiche auswirken wird und dafür sorge trägt, dass der Arbeitsalltag in vielen Situationen erleichtert wird, indem viele Prozesse digital und automatisiert abgebildet werden - wirtschaftlich denkende Unternehmen werden an einem Einsatz moderner, digitaler, smarter Technologien nicht vorbeikommen.
 
Smartes Leben, smartes Arbeiten, smartes Verwalten
Mit technischen Geräten digital ausgestattet, verknüpft mit dem Internet of Things (IoT), wie Kühlschrank, Heizung, Rollläden und Lampen oder intelligenter Verglasung machen Immobiliennutzer ihr Zuhause zukünftig zum Smart-Home. Und ausgestattet mit Sensoren zur Temperaturmessung oder der Bewegungsanalyse für die optimale Nutzung von Flächen bzw. Zuteilung von Räumen in Büroimmobilien werden ganze Gebäude intelligent. Hier betrifft die digitale Verknüpfung etwa auch Fahrstühle, Fenster, Türen, Heizungen, Beleuchtung, Belüftung und Brandschutz. Das Ganze geht so weit, dass der Facility Manager keine Kontrollrunden mehr drehen muss. Das smarte Gebäude überwacht sich selbst, mithilfe von Sensoren und predictive Maintenance.
 
Sämtliche Gebäudeinformationen werden in Cloud Lösungen gespeichert, in einer Smart-Building-Plattform verarbeitet und sind über Displays im Büro, Browserprogramme oder mobile Applikationen für den Nutzer direkt vor Ort oder für den verantwortlichen Immobilienmanager in seinem Büro oder unterwegs sofort abrufbar. Bei Bedarf werden automatisch Dienstleister engagiert, um Reinigungsarbeiten vorzunehmen oder Störungen zu beheben. Smart-Building-Lösungen sorgen so dafür, dass Flächen besser genutzt, Reinigungs- und Instandhaltungskosten erheblich reduziert werden können.

Moderne Technologien jetzt nutzen  
Viele dieser Entwicklungen für die Immobilienwirtschaft sind heute schon im Einsatz. Unternehmen, die noch nicht gehandelt haben, sollten zeitnah über eine gezielte Anpassungsstrategie, über das Thema Digitalisierung und die Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse nachdenken. Zukunftsorientierte Entscheidungen sind jetzt wichtig, um erfolgreich auf dem Markt bestehen zu können. Denn dass die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren von Big Data, Predictive Maintenace, Machine Learning, Internet of Things, Smart-Building-Technologien und Cloud Services revolutioniert wird, steht außer Frage.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Spacewell Germany
Erstveröffentlichung: Spacewell Germany Blog vom März 2020, (https://blog.spacewell-germany.com/)

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