28.02.2024

Aktuelle Trends bei Rechenzentren

Christian Kallenbach, Head of Sales & Marketing, NDC-GARBE Data Centers Europe GmbH
Christian Kallenbach

Bei neuen Konzepten für die Stromerzeugung und Back-up-Lösungen spielt NDC-GARBE in Zusammenarbeit mit den Energieversorgern eine Vorreiterrolle. Mit der Jahrzehntelangen Erfahrung in der Entwicklung europäischer Immobilienstandorte mit tiefer Kenntnis über Data Center Technologien und den Markt entwickelt das Unternehmen modulare und kostenoptimierte Rechenzentren (RZ) in Deutschland und dem benachbarten Ausland und weiß, worauf es Hyperscalern und Unternehmen ankommt. Sie werden aufgrund der Datenflut durch KI, HPC und Edge Computing einen höheren Bedarf an Rechenleistung haben. Gleichzeitig gilt es beim Bau die verschärften gesetzlichen Vorgaben in puncto Nachhaltigkeit zu erfüllen.

Mehr Kapazitäten für KI, HPC und Edge Computing

Das Aufkommen von generativer Künstlicher Intelligenz hat den Kapazitätsbedarf in Rechenzentren (RZ) in die Höhe schnellen lassen, denn sie erfordern ein hohes Maß an Sicherheit und Datensouveränität. Auch der Trend zum High-Performance-Computing (HPC) hält in Unternehmen aller Branchen weiter an. In den letzten Jahren ist ein Großteil der HPC-Kapazitäten in die nordischen Länder abgewandert, doch die Bestrebungen, in Deutschland wieder mehr aufzubauen, steigen wieder an. Die Nachfrage steigt ebenfalls beim Thema Edge Computing. Nachdem vor allem wachsende Formate nachgefragt waren, nehmen jetzt auch kleinere Edge-Deployments wieder zu. Das bringt vielerorts Konzepte für dezentralisierte und integrierte städtische Standorte mit kleineren Rechenzentren hervor.

Innovative Kühl- und Energiekonzepte

Der steigende Kapazitätsbedarf geht mit einem ebenso großen Wunsch an Sparmaßnahmen bei der Kühlung und Energieversorgung einher. Innovative Technologien und Konzepten für die Flüssigkeitskühlung wie die direkte Chipkühlung oder Immersionskühlung werden schon länger diskutiert, um die Temperaturen zu senken. Bei der direkten Chipkühlung profitiert die Abwärme durch höhere Temperaturen, während bei der Flüssigkeitskühlung die Wärmeübertragung an die Fernwärme effizienter. Die Offenheit für neue Technologien und neue Wege der Energieerzeugung ist enorm wichtig für innovative Entwickler und Betreiber von Rechenzentren, denn das an die neuen Kühllösungen angepasste Design reduziert die Baukosten eines Data Centers. Die Akzeptanz bei Cloud-Anbietern und Hyperscalern ist bislang noch eher gering. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich die Flüssigkühlung mittelfristig durchsetzen wird.

Energieeffizienzgesetz: Herausforderung oder Chance?

Das alles ist in Deutschland Potenzial und Hürde zugleich. Die Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften sowie technologische Barrieren erhöhen zwar die Nachhaltigkeit birgt gleichzeitig aber die Gefahr, dass sich die Expansion der RZ-Branche in andere europäische Länder verschiebt.
Vor allem das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) ist eine Herausforderung für die Branche, denn es gibt ein PUE-Ziel (Power Usage Effectiveness) von 1,2 vor. RZ-Betreiber sind demnach verpflichtet, ihre Abwärme an externe Abnehmer wie Kommunen und Fernwärmeversorger zu liefern. Eine erfolgreiche Abwärmenutzung ist jedoch nur möglich, wenn alle Parteien reibungslos zusammenarbeiten und wird bisher nur selten geplant oder gar praktiziert, da die Zweifel an der Umsetzbarkeit zu groß sind. Erste Projekte mit Fernwärmeversorgung werden in den Ballungsgebieten umgesetzt.

Fehlende Fläche und geringe Netzkapazität

Die begrenzte Verfügbarkeit passender Grundstücke, erneuerbarer Energien sowie fehlende Netzkapazitäten sind weitere Hürden in den Top-Tier-Regionen, sodass die RZ-Planung künftig Kapazitäten nur mittel- bis langfristig erfolgt. Die Wartezeit für verfügbaren Strom liegt teilweise bei mehr als zehn Jahren. Das fördert zunehmend alternative Energielösungen in Mikronetzen. Es wird immer wichtiger, sich rechtzeitig Kapazitäten zu sichern, um neue Data Centers bauen zu können. Deswegen sollten Städten und Gemeinden die Vorteile eines Rechenzentrums vor Ort wie niedrige Latenzzeiten und dadurch ein hohes Maß an Verfügbarkeit und Schnelligkeit vor Augen geführt werden, um zukunftsorientierte Unternehmen anzuziehen und sich mit kreativen digitalen Konzepten zu positionieren. Erst dann werden sie die Chance sehen und Flächen dafür bereitstellen.

Erneuerbare Energien sind nicht alles

Der Energiemix in Deutschland verschiebt sich wieder in Richtung Kohle, denn es fehlt immer noch an Energie aus Wasserkraft sowie Wind- und Sonnenenergie, die wetterabhängig und nicht effizient speicherbar sind. Eine vollständige Deckung des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien ist für Unternehmen und Privatverbraucher daher hierzulande nicht möglich, obwohl das EnEfG einen 50-prozentige Abdeckung mit erneuerbaren Energien ab Januar 2024 fordert. Ab Januar 2027 sollen es bereits 100 Prozent sein.

Die Zukunft deutscher Rechenzentren

Es ist unwahrscheinlich, dass Deutschland seine globale Rolle und sein attraktives Umfeld im Rechenzentrumsmarkt verlieren wird. Es besteht die Gefahr, dass die Hyperscaler ihre Prioritäten auf europäische Länder mit weniger Regulierung und höheren Ressourcen verlagern. Das verlangsamt die Digitalisierung hierzulande. Angesichts des enormen Bedarfs an Virtualisierung, Automatisierung, Kommunikation, HPC sowie KI, ist laut NDC-GARBE aber davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten das Marktwachstum weiter antreiben wird – sowohl in den besonders gefragten Städten Frankfurt und Berlin als auch Tier-2-Standorten wie Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg und München.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von NDC-GARBE Data Centers Europe GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Februar 2024

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