03.03.2023

Mehr zum „S“ in ESG

Der neue PMRE Monitor zeigt, welche sozialen Kriterien Marktteilnehmern und Nachwuchskräften wichtig sind.

Christof Hardebusch, Geschäftsführer, RUECKERCONSULT GmbH
Christof Hardebusch

Das „S“ in ESG steht bekanntlich für „Social“, gemeint ist der Mehrwert für Nutzer und Gesellschaft. Was das im Einzelnen bedeuten könnte, ist Forschungsgegenstand des 17. PMRE-Monitors des Competence Center Process Management Real Estate, kurz CC PMRE. Dem Institut standen dafür 239 ausgefüllte Fragebögen von Fach- und Führungskräften zur Verfügung. Als zweite Gruppe wurden Studierenden aus immobilienwirtschaftlichen Fachbereichen als Vertreter der Generation Z befragt – 209 davon haben geantwortet. Als Generation Z bezeichnet man die zwischen 1995 und 2010 geborene Generation.

Wenn es um den Einfluss auf die Wertentwicklung von Immobilien geht, sind für die Befragten Mobilität, nachhaltige Gebäudequalität, die Gesundheit der Nutzer sowie das entsprechende Umfeld die wichtigsten Kriterien. Werden diese und weitere angemessen erfüllt, sieht der Markt laut Umfrage ein Wertsteigerungspotenzial von 9,6 Prozent. Umgekehrt beziffern sie die Gefahr von Wertabschreibungen bei Nichterfüllung wesentlicher Kriterien mit 19,2 Prozent. Diese hohe Bewertung der Risiken zeigt, dass der Markt keine Alternative zur Erfüllung der EU-Vorgaben sieht.
Die Transformation hat jedoch ihren Preis. Für Bau- und Betriebskosten sowie für die Umstellung betrieblicher Prozesse veranschlagen die Befragten Mehraufwände von jeweils ca. zehn Prozent. Dem stehen allerdings auch Ertragssteigerungen gegenüber, bspw. höhere Erlöse bei Immobilienverkäufen oder Finanzprodukten.

Die Befragten zeigen sich zu Renditeabstrichen von durchschnittlich 1,1 Prozent bereit – sicher auch aus Einsicht in die Notwendigkeit. „Dieser Renditeverzicht ist offenbar verkraftbar und eröffnet große Gestaltungsspielräume für nutzerspezifische und gesellschaftliche Mehrwerte“, sagt dazu Mit-Herausgeberin Prof. Dr. Marion Peyinghaus.

Neben den ökonomischen Aspekten spielen natürlich auch persönliche Bedürfnisse und Einschätzungen eine wichtige Rolle. Als Büronutzer äußern sich die der Generation Z zugehörigen Teilnehmer der Befragung anspruchsvoller als die Entscheider der Unternehmen. Für junge Menschen ist die S-Konformität sogar mitentscheidend für die Jobauswahl.

Gefragt haben die Forscher von CC PMRE auch nach der „Fünf-Minuten-Stadt“, in der Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeit und Kultur räumlich nahe beieinander liegen. Eigentlich müsste dieser neue Trend der Stadtentwicklung also auf hohe Zustimmung stoßen. Für die eigenen Wohnzwecke tut er das auch: Stimmt das Umfeld, sehen die Befragten ein Mietsteigerungspotenzial von 4,5 Prozent. Für das Büro hingegen scheint das Umfeld neuerdings weniger relevant zu sein. Die Autoren schließen daraus, dass sich die Gewöhnung an das mobile Arbeiten bemerkbar macht: „Das Büro wird seltener aufgesucht, dafür sind Cafés im Umfeld des Homeoffice umso mehr geschätzt.“, kommentiert Peyinghaus.

ESG wird nach Einschätzung der Befragten auch zur Neujustierung von Lagekriterien führen. Die Anbindung an den Verkehr spielt für Immobilien demnach eine zunehmende Rolle. An Nummer eins steht dabei der Öffentliche Personen-Nahverkehr, gefolgt vom Fahrrad. Das Auto verliert an Bedeutung. Innenstädte werden wegen der durch den Klimawandel bedingten stärkeren Aufheizung ebenfalls kritischer gesehen.

Der PMRE-Monitor 2023 „Social Real Estate” kann unter www. ccpmre.de bezogen werden.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: 06.03.2023

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