Standardankündigungen der EZB machen Immobilienbranche nervös
Standardankündigungen der EZB machen Immobilienbranche nervös – Nachfrage nach Zinssicherungsgeschäften steigt im September
Die Zinstermine der Notenbanken der wichtigsten Industrieländer im September haben keine Veränderungen gebracht: Sowohl in Japan, als auch in Großbritannien oder den USA werden die Leitzinsen wieder nicht erhöht. Auch die Europäische Zentralbank hat Ende September beschlossen, die Leitzinsen unverändert auf niedrigem Niveau zu lassen. Allerdings wurde auch bekanntgegeben, dass das Programm zum Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen wie geplant zunächst nur bis März 2017 laufen wird und vor einer Verlängerung zunächst überprüft wird.
Diese eigentlich selbstverständliche Mitteilung hat eine Reihe von Marktteilnehmern als ein Indiz für eine weniger expansive Geldpolitik der EZB interpretiert und entsprechend disponiert. An den Finanzmärkten führte dies zu einem kurzfristigen Ansteigen der Rendite von Bundesanleihen und der Konditionen für langfristige Zinsswaps.
Auch in der Immobilienbranche waren Reaktionen feststellbar: Die Nachfrage nach Zinssicherungsgeschäften hat eindeutig zugenommen. Bei den Transaktionen war allerdings im September noch keine deutliche Zunahme festzustellen. Im Gegenteil, die Marktdynamik war eher geringer. Dabei beobachten wir derzeit eine abnehmende Qualität der gehandelten Objekte und eine zunehmende Verlagerung der Marktaktivitäten weg von den Ballungsräumen.
Die Zinsen sind im September trotz zwischenzeitlicher Schwankungen erneut leicht gefallen. Der Zehn-Jahres-Zinsswap schwankte im Monatsverlauf zwischen 0,25 und 0,38 Prozent, fiel aber zum Monatsende mit 0,27 wieder unter den Stand vom Monatsanfang. Der Sechs-Monats-Euribor gab zum Monatsende nochmals geringfügig nach und sank auf -0,199 Prozent. Der Drei-Monats-Euribor war im Monatsverlauf erneut stabil und beträgt aktuell -0,303 Prozent (Stand 26.09.2016).
Aus unserer Sicht ist sehr unwahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit ihre expansive Geldpolitik ändert oder auch nur substantiell einschränkt. Die Konjunktur hat sich in den meisten Ländern des europäischen Währungsraums noch nicht wesentlich verbessert. Gleiches gilt für die konjunkturellen Rahmenbedingungen. Zudem ist durch den bevorstehenden Brexit nicht nur mit einer Rezession in Großbritannien, sondern auch in Kontinentaleuropa zu rechnen. In dieser Konstellation wird die EZB sicherlich keine Maßnahmen beschließen, die eine Erholung der Wirtschaft gefährden könnten. Es ist zwar möglich, dass die EZB beschließt, den Ankauf von Anleihen in der aktuellen Form nicht auszuweiten oder fortzusetzen. Dies wird unserer Meinung nach aber nur dann der Fall sein, wenn eine noch wirkungsvollere Maßnahme zur Senkung der Zinsen gefunden wird.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2016