Handelskonflikte erhöhen Zinsunsicherheit
Die von den USA ausgehenden Handelskonflikte erhöhen die Gefahr eines Konjunkturrückgangs. Dies hat auch Auswirkungen auf Inflation und Zinsen.
Die Handelsstreitigkeiten zwischen USA und anderen Staaten sorgen weltweit für Bedenken bei Konjunkturforschern und Zentralbanken. Allerdings sind die Auswirkungen auf Inflation und Zinsniveau keinesfalls eindeutig. Zum einen besteht die Gefahr, dass sich durch eine Reduktion des internationalen Handels die Konsumentenpreise erhöhen und damit die Inflation schnell steigt. Zentralbanken könnten dann hierauf mit Zinserhöhungen reagieren. Zum anderen ist aber damit zu rechnen, dass Handelskonflikte negative Auswirkungen auf die Konjunktur haben. Aufgrund dieser zusätzlichen Unsicherheit werden sich Investoren und Konsumenten wahrscheinlich mit ihren Ausgaben zurückhalten. Dies hätte wiederum eine dämpfende Wirkung auf die Inflation. Nach dem jüngsten Stabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent für die USA Inflationsraten von mehr als 3 Prozent eingepreist. Für den europäischen Währungsraum beträgt die Wahrscheinlichkeit für dieses Inflationsszenario jedoch deutlich weniger als 5 Prozent.
Derzeit steigt daher unter Bestandhaltern die Nachfrage nach sehr langen Finanzierungen; häufig werden Zinsfestschreibungen von 15 Jahren gewählt. Gleichzeitig geht aktuell das Neugeschäftsvolumen zurück. Im Mai hatten wir den Eindruck, dass sich eine Normalisierung des Marktes abzeichnet. Allerdings ist dies bislang nur eine aktuelle Tendenz und noch kein feststellbarer, stabiler Trend. Diese Einschätzungen werden nach einer aktuellen Umfrage des ZEW und JLL auch von den Finanzierern geteilt. Diese Studie bestätigt damit die Ergebnisse des BF.Quartalsbarometers aus Q2/2018.
Zinsentwicklung
Der Zehn-Jahres-Zinsswap stieg im Mai auf Werte von bis zu 1,07 Prozent, sank aber gegen Monatsende wieder auf 0,92 Prozent. Wie in den Vormonaten bliebt der Sechs-Monats-Euribor mit Werten zwischen -0,269 und -0,271 Prozent nahezu unverändert. Ebenso schwankte der Drei-Monats-Euribor im Monatsverlauf nur geringfügig zwischen -0,321 und -0,329 Prozent.
Ausblick
Die Auswirkungen der drohenden internationalen Handelskonflikte auf die Zinsen sind zwar nicht eindeutig. Jedoch ist unseres Erachtens die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei einem drohenden konjunkturellen Abschwung den Ausstieg aus der noch immer sehr expansiven Geldpolitik eher weiter verzögern wird. Wir sind daher der Ansicht, dass trotz der Inflationswarnung des IWF die Leitzinsen niedrig bleiben werden. Dennoch sollten langfristige Verbindlichkeiten nunmehr auch langfristig abgesichert werden. Wir rechnen nicht damit, dass die langfristigen Zinsen nochmals sinken werden.
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Erstveröffentlichung: Homepage BF.direkt AG, Juni 2018