Keine plötzlichen Änderungen der Geldpolitik zu erwarten
2016 war ein Jahr mit vielen schlechten, zum Teil tragischen Nachrichten. Dennoch zeigten weder der Immobilienmarkt noch die Kapitalmärkte besondere Ausschläge. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren expansiven Kurs mit den Beschlüssen vom 8.12. weiter fortgesetzt. Insbesondere wird das Ankaufsprogramm bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt. Zwar wurde das angestrebte Volumen von 80 auf 60 Mrd. Euro monatlich reduziert, dafür aber die Ankaufskriterien deutlich gelockert. Trotz unveränderten geldpolitischen Rahmenbedingungen war seit Oktober 2016 ein langsamer, aber kontinuierlicher Anstieg der langfristigen Finanzierungskonditionen zu beobachten. Dies zeigt erneut, dass die EZB zwar der Marktteilnehmer mit dem größten Einfluss ist. Dennoch bilden sich auf dem Markt die Zinsen grundsätzlich auch unabhängig von den Entscheidungen der EZB.
Auch aus immobilienwirtschaftlicher Sicht ging das Jahr wenig spektakulär zu Ende. Im Dezember 2016 fehlten die großen Transaktionen. Stattdessen wurden mehrere mittelgroßen Deals noch vor Jahresende abgewickelt. In vielen Transaktionen zeichnet sich ab, dass zunehmend eigenkapitalähnliche Finanzierungstrukturen verwendet werden. Insbesondere bei Projektentwicklungen verzichten nur wenige darauf, zusätzliches Eigenkapital aufzunehmen.
Die langfristigen Zinsen sind im Dezember leicht gefallen. Der Zehn-Jahres-Zinsswap betrug am Monatsanfang 0,72 Prozent und stieg bis zum Monatsmitte auf 0,79 Prozent, gab jedoch zum Ende des Monats auf 0,66 Prozent nach. Der Sechs-Monats-Euribor sank zum Monatsende weiter von -0,219 auf -0,221 Prozent. Der Drei-Monats-Euribor sank ebenfalls von -0,313 auf -0,319.
Auch 2017 wird ein Jahr mit wichtigen politischen Ereignissen, allen voran die Wahl zum deutschen Bundestag und die französische Präsidentschaftswahl. Der Einzug der AfD in den Bundestag darf als gesichert gelten. Sogar eine rot-rot-grüne Regierung ist im Bereich des Möglichen, eine Präsidentin Le Pen wohl eher nicht. Jedoch sind die politischen Risiken wohl nicht größer als in 2016, auch wenn bei einer linksgerichteten Regierung mit einschneidenden wohnungspolitischen Maßnahmen zu rechnen ist. Die EZB hat im Dezember erneut sehr deutlich angekündigt, die Niedrigzinspolitik solange fortzusetzen oder sogar auszuweiten, bis die Inflation wieder die gewünschte Höhe erreicht hat. Wir rechnen daher nicht mit plötzlichen Änderungen der aktuellen Geldpolitik. Dennoch können die Zinsen auch noch weiter steigen.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2017