08.01.2025

Klimaresilienz und Immobilienwirtschaft

Strategien für eine nachhaltige Zukunft

Alexander Roth, ESG & Operations Director, Savills Investment Management
Alexander Roth

Die Immobilienwirtschaft steht im Kontext der Nachhaltigkeit vor mehreren Herausforderungen, die größte davon ist der Klimawandel. Um dieser zu begegnen, bedarf es neben einer langfristig orientierten und vor allem ganzheitlichen ESG-Strategie auch eines klaren Fahrplans zur Anpassung an Klimarisiken.

Dass der Klimawandel die Immobilienwirtschaft vor immense Herausforderungen stellt, ist hinreichend bekannt. Gebäude sind in der EU für 40 Prozent des Energieverbrauchs und für etwa 36 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Die Immobilienbranche hat also die Chance, einen großen Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels und seiner Folgen zu leisten, indem sie auf energieeffiziente Technologien und konsequente Dekarbonisierung setzt. Allerdings ist es damit leider nicht getan, da die Auswirkungen des Klimawandels auch für Immobilien immer sicht- und greifbarer werden.

Die Bedeutung von Klimaresilienz für den Immobiliensektor

Durch den Klimawandel bedingte extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Stürme, Überschwemmungen oder Dürren spielen eine zentrale Rolle. Sie bergen nicht nur unmittelbare physische Gefahren für die Gebäude selbst, sondern haben darüber hinaus Auswirkungen auf die Bewertung von Immobilien. Laut des „Climate Resilience Guides“ der britischen Not-for-Profit-Organisation „Better Buildings Partnership“ (BBP) aus dem Jahr 2022 stellen diese Klimarisiken eine Bedrohung für mindestens ein Drittel der weltweiten Sachwerte dar. Um diesen Risiken zu begegnen, muss die Anpassungsfähigkeit von Immobilien – die Klimaresilienz – auch die Klimaveränderungen einbeziehen.

Für Investoren können diese Risiken finanzielle Auswirkungen wie Gebäudeschäden, steigende Versicherungsprämien, den Verlust der Versicherbarkeit in Hochrisikogebieten sowie eine verringerte Liquidität und Marktgängigkeit nach sich ziehen.

Wirkungsvolle Anpassungsmaßnahmen

Damit Gebäude resilienter gegenüber Klimarisiken werden, sind weitreichende Anpassungen im Gebäudesektor notwendig. Das Ziel: den bereits begonnenen klimabedingten Auswirkungen entgegenwirken und Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Herausforderungen aufbauen.

Die häufigsten Klimarisiken, denen Immobilien ausgesetzt sind – Überschwemmungen, Hitze, Sturmschäden und Dürre – nehmen in ihrer Häufigkeit und Intensität zu. Um die Widerstandsfähigkeit von Gebäuden zu erhöhen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Überschwemmungen: Durch die Installation von Hochwasserschutzsystemen, wasserdichten Eingängen und angepasster Gebäudeinfrastruktur können Schäden begrenzt werden. Wasserdichte Baustoffe, die Installation von Rückstauklappen sowie der Einsatz von versiegelten Türen und Fenstern sorgen für weiteren Schutz.
     
  2. Hitze: Begrünte Dächer, Fassadenbegrünung und Solarverschattung reduzieren den Hitzestress für Gebäude und ihre Nutzer. Dieser Effekt kann durch zusätzliche Hitzeschutzsysteme wie perforierte Fassaden, den Einsatz von reflektierenden Materialien für Fassaden und Dächer sowie Hitzeschutzverglasung verstärkt werden.
     
  3. Sturmschäden: Bauliche Maßnahmen wie die Verwendung robuster Materialien, sturmsichere Dächer mit flacheren Neigungen und die besondere Befestigung von Dachziegeln und -verkleidungen, die Installation sturmsicherer Fenster und Türen sowie die Verwendung windbeständiger Fassadenmaterialien verhindern Schäden durch Wind und fliegende Trümmer. Eine regelmäßige Wartung und zusätzliche Versicherungen minimieren finanzielle Risiken.
     
  4. Dürre: Wassersparende Maßnahmen wie die Nutzung von Grauwasser und Regenwasser zur Bewässerung, die Verwendung hitzebeständiger Materialien sowie kühlende Oberflächen können Wasserstress verringern.

Ein Schlüssel zur Anpassung an klimabedingte Risiken liegt zudem in der Integration naturbasierter Lösungen. Diese Maßnahmen verbinden ökologische Vorteile mit ökonomischem Nutzen. Grüne Dächer und Fassaden kühlen Gebäude auf natürliche Weise, reduzieren Energieaufwände für Klimatisierung und fördern die Biodiversität. Permeable Oberflächen und Regenwasserspeicher verhindern Überschwemmungen und verringern Wasserknappheit. Bepflanzung und Schattenstrukturen durch Bäume und Grünflächen verbessern das Mikroklima in Städten und schützen vor Hitze.

Integration von Klimaresilienz in den Investitionszyklus

Zentral ist neben ökologischen und sozialen Faktoren vor allem auch die wirtschaftliche Dimension: Nachhaltigkeit kann unternehmerisch nur Sinn ergeben, wenn auch die Rentabilität sichergestellt ist. Um Immobilien widerstandsfähiger zu machen, müssen Klimarisiken frühzeitig im gesamten Investitions- und Managementprozess berücksichtigt werden. Dies erfordert einen vielschichtigen Ansatz und umfasst neben Aspekten der Standortauswahl die Analyse von Klimaszenario-Modellen und ein möglichst resilientes Design: Bei Neubauprojekten und Ankäufen sollten Klimarisiken wie Überflutungsgefahren oder Hitzebelastung durch gezielte Risikoanalysen bewertet werden. Bestehende Gebäude müssen regelmäßig überprüft und durch technische Upgrades an neue klimatische Anforderungen angepasst werden.

Klimaresilienz als Zukunftsstrategie

Der Klimawandel zwingt die Immobilienwirtschaft dazu, ihre Prozesse und Gebäude an neue Realitäten anzupassen. Klimaresilienz ist dabei nicht nur ein Mittel zur Risikominimierung, sondern bietet auch eine Chance für nachhaltige Wertschöpfung. Die Integration von Emissionsreduktion, Anpassungsmaßnahmen und naturbasierten Lösungen stärkt nicht nur die Umwelt, sondern erhöht auch die wirtschaftliche Stabilität von Immobilienportfolios. Ein resilientes Gebäude ist mehr als nur ein Schutz vor Klimafolgen: Es ist ein zentraler Baustein für lebenswerte Städte und eine nachhaltige Zukunft.

Savills Investment Management ist Partner der ESG Factory am 30. Januar 2025

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Savills IM
Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2025

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