Der deutsche börsennotierte Immobiliensektor ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen
Der deutsche börsennotierte Immobiliensektor ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Die investierbare Marktkapitalisierung betrug im Jahr 2008 nur 1,5 Milliarden Euro. Bis zum laufenden Jahr 2015 wuchs dieser Wert auf 35,2 Milliarden Euro. Dies belegt die aktuellste Studie zum Sektor die von ZIA mit Barkow Consulting durchgeführt wurde.
Für die Analyse wurden 18 in Deutschland gelistete Immobilienunternehmen analysiert, die 82 Prozent des Deutschen Immobilienaktienindexes (DIMAX) abdecken. Und nicht zuletzt der DAX-Eintritt der Vonovia hat gezeigt, dass das Segment der deutschen Immobilienaktiengesellschaften nun endlich erwachsen geworden ist. National wie international werden deutsche Immobilienaktiengesellschaften aufgrund der Professionalisierung und nunmehr erreichten kritischen Größe zunehmend ernst genommen. Das Segment der börsennotierten Immobilienunternehmen ist ein nicht mehr wegzudenkender Teil der deutschen Immobilienwirtschaft.
Immobilienvermögen der deutschen Immobilienaktiengesellschaften steigt im Jahresvergleich um 17,2 Prozent auf 78,2 Milliarden Euro
Das zeigt sich insbesondere am Vermögen der Immobilienaktiengesellschaften. So stieg die Höhe der Gross Property Assets (Immobilienvermögen) innerhalb eines Jahres von 66,7 Milliarden Euro auf 78,2 Milliarden Euro, ein Wachstum von 17,2 Prozent. Zudem befinden sich mittlerweile eine Million Wohneinheiten im Eigentum börsennotierter Immobilienaktiengesellschaften. 2,7 Millionen Wohneinheiten werden hingegen von kommunalen Unternehmen gehalten. Die deutschen Wohnimmobilienaktiengesellschaften sind ein immer wichtigerer Bestandteil des deutschen Wohnungsmarktes. Aber auch im Gewerbeimmobiliensegment zeigt sich, dass die Börsennotierung ein attraktives Modell für Immobilienunternehmen darstellt. Um aber den Nachweis führen zu können, dass sich die Assetklasse mittlerweile als Segment insgesamt etabliert hat, wurden neben dem schieren Wachstum und der Bedeutung für den Immobilienmarkt auch die Bedeutung aus der Sicht des Kapitalmarktes oder der Banken dargestellt.
Kapitalmarkt gewinnt zunehmend Interesse an Immobilienunternehmen
Neben der Relevanz der Börsennotierung für den Immobilienmarkt ist auch die Bedeutung der Assetklasse für den Kapitalmarkt stark angewachsen. So können Immobilienaktiengesellschaften auf eine große Bandbreite an möglichen Finanzierungsinstrumenten wie z.B. Mini Bonds, Anleihen oder auch CMBS zurückgreifen. Der Kapitalmarkt ist damit von wachsender Bedeutung als Kapitalgeber für börsennotierte Immobilienunternehmen. Anleihen sind dabei für börsennotierte Immobilienunternehmen ein relativ junges Instrument zur Finanzierung. Im anhaltenden Niedrigzinsniveau sind sie eine interessante Alternative zum klassischen Bankkredit und dienen der Diversifizierung der Finanzstruktur. Die Angebotserweiterung auf Unternehmensseite und hohe Nachfrage auf Investorenseite führen dazu, dass Anleihen bereits heute einen hohen Anteil an der Finanzierung von Immobilienaktiengesellschaften ausmachen, sagt Barkow.
Der Anteil des Immobiliensektors an den Gesamteigenkapitalplatzierungen betrug im ersten Halbjahr 2015 beachtliche 30 Prozent und unterstreicht damit auch die überragende Bedeutung des Segments für den Bankensektor. Seit 2009 konnten insgesamt 38 Banken, die bei Eigenkapitalplatzierungen im Immobiliensektor aktiv waren, gezählt werden.
Immobilienaktiengesellschaften setzen sich in Aktienindizes durch
Die Bedeutung innerhalb der Aktienindizes hat in den letzten Jahren ebenfalls erheblich zugenommen. Aktuell stammen ein DAX 30-Unternehmen, vier MDAX-Teilnehmer und sechs SDAX-Unternehmen aus der Immobilienbranche. Diese Immobilienunternehmen repräsentieren 3 Prozent des DAX mit stetig wachsender Bedeutung. Zudem konnte gezeigt werden, dass der deutsche börsennotierte Immobiliensektor mittlerweile den Entwicklungsstand der USA vor der Krise erreicht hat.
Positiv entwickelt hat sich zudem der Fremdkapitalanteil im Vergleich zum Jahr 2009. Lag der LTV (loan to value) vor sechs Jahren noch bei durchschnittlich 66 Prozent, sind es im aktuellen Kalenderjahr 53 Prozent. Zwar liegt der Fremdkapitalanteil nach wie vor über dem EU-Durchschnitt von 38 Prozent, doch zeigt die Entwicklung, dass Immobilienaktiengesellschaften trotz historisch niedrigem Finanzierungsumfeld auf stabile Investments mit hohem Eigenkapitalanteil setzen.
Erfreulicher Weise stimmt das deutsche Ranking des Free Floats (Streubesitz) der deutschen Immobilienaktiengesellschaften im europäischen Vergleich nunmehr eher mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands überein, denn Deutschland konnte sich immerhin auf den zweiten Platz vorarbeiten. Der ZIA wird sich deshalb auch weiter gemeinsam mit der EPRA um die Belange der börsennotierten Gesellschaften bemühen. So ist im Jahr 2016 auch wieder eine Fachkonferenz vorgesehen.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
Erstveröffentlichung: ZIA Geschäftsbericht 2015/2016, Juni 2016