09.01.2024

Grüne Kredite

Ein geordnetes Rahmenwerk für Finanzierungen

Dr. Pamela Hoerr, Generalbevollmächtigte, Deutsche Pfandbriefbank (pbb invest) AG
Dr. Pamela Hoerr

Immobilien sind für knapp 40% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Als Spezialbank für die Finanzierung von gewerblichen Kunden bei Investitionen in Immobilien in Europa und den USA sehen wir uns dazu verpflichtet, einen Beitrag zur Reduzierung dieser CO2-Emissionen und damit zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu leisten. Dafür wollen wir dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg der Bank und die Berücksichtigung von ESG-Aspekten in bestmöglicher Weise verknüpfen. Mit Blick auf unsere Rolle als Bank kommt der pbb als Teil der Finanzindustrie bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft eine Schlüsselrolle zu. Dafür möchten wir Investitionsmittel zunehmend in eine ESG-konforme Verwendung lenken und „grüne“ Kredite fördern.

Gemäß unserem Geschäftsmodell steht die „grüne“ Immobilie im Vordergrund und wir erheben im Bestand und Neugeschäft systematisch Nachhaltigkeitskriterien der von uns finanzierten Immobilienobjekte. Seit 2021 bietet die pbb grüne Kredite an. Da es für diese bis heute keinen etablierten Marktstandard gibt, hat die pbb deshalb auf Basis der LMA Green Loan Principles ein Rahmenwerk – ein sogenanntes Green Loan Framework – für grüne Kredite entwickelt. Dieses stellt auf zwei Elemente ab: ein eigenständiges pbb Scoring-Modell und die EU-Taxonomie. Das pbb Scoring-Modell erlaubt auf Basis festgelegter Kriterien die Einwertung zur E-Nachhaltigkeit einer Immobilie, die sich ab einem definierten Score für einen grünen Kredit qualifiziert. Alternativ vergibt die pbb grüne Kredite für Gebäude, die der EU-Taxonomie entsprechen. Das Scoring-Modell der pbb berücksichtigt drei kombinierte Dimensionen: Die Energieeffizienz eines Gebäudes, Gebäudezertifizierungen sowie weitere Nachhaltigkeitsfaktoren.

Insgesamt vergibt das Scoring-Modell maximal 100 Punkte, davon bis zu 50 Punkte für die Energieeffizienz. Zur Energieeffizienz zählen der Endenergiebedarf bzw. -verbrauch oder die Energieeinsparungen. Weitere 20 Punkte können bei Zertifizierungen erreicht werden, hier haben sich einige „grüne“ Gebäudezertifizierungen als Standard etabliert. Für die weiteren Nachhaltigkeitsfaktoren kann ein Gebäude in Summe bis zu weitere 30 Punkte erhalten. Zu letzteren gehören Faktoren wie die Flächenversiegelung, die Verfügbarkeit bzw. Entfernung zum ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr), aber auch die Verwendung recycelter Materialen beim Bau, die Art der Heizung und die Nutzung von grüner Elektrizität sowie Biodiversitätskriterien oder ein bestehendes Energie- oder Umweltmanagement. Erreicht ein Gebäude insgesamt mindestens 60 Punkte, können Investoren für die Finanzierung einen grünen Kredit von der pbb erhalten. Mit diesem Rahmenwerk für grüne Kredite geht die pbb über die Energieeffizienz eines Gebäudes als Voraussetzung für einen grünen Kredit hinaus. Ein niedriger Energieverbrauch wird damit zu einem notwendigen Kriterium für einen grünen Kredit, es müssen aber weitere Faktoren hinzukommen, um ein Objekt für eine grüne Finanzierung zu qualifizieren.

Wir möchten bis zum Jahr 2026 mehr als 30% Green Loan fähige Assets in unserem Portfolio finanzieren. Zudem soll das Neugeschäftsvolumen an Green Loan fähigen Assets unter unseren finanzierten Immobilienobjekten bis 2025 bereits bei über 30% liegen. Durch aktive Steuerung richten wir dabei das finanzierte Immobilienportfolio an einem Klimaziel-kompatiblen Dekarbonisierungspfad aus.

Die Steuerung auf Basis weiterer Szenarien für den Immobiliensektor wird über CRREM-Pfade abgebildet. Diesem marktüblichen Standard folgt auch die pbb und hat hierfür eine Nacherhebung klimasteuerungsrelevanter Kundendaten bereits zu großen Teilen abgeschlossen. Bis 2024 soll die Transparenzquote bei 75% liegen, da Transparenz über diese Daten die Voraussetzung für die künftige Steuerung unseres Portfolios bildet.

Um das ESG-Produktportfolio zu verbreitern, hat die pbb in Kooperation mit Groß & Partner eine Gesellschaft (Eco Estate GmbH) gegründet, welche Kunden in der nachhaltigen Transformation der eigenen Immobilien berät (sogenanntes „Green Consulting“). Damit können wir neben dem Angebot an ESG-Produkten unseren Kunden auch durch unabhängige branchenspezifische ESG-Beratung auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen.

Bisher standen vor allem der Klimawandel und die Anpassung an den Klimawandel im Fokus. Diese Themen werden in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht an Relevanz verlieren. Allerdings dürften zusätzliche Aspekte stärker in den Vordergrund rücken. Die Immobilienbranche wird sich stärker mit den Themen Biodiversität und Kreislaufwirtschaft beschäftigen müssen. Wir sind von der Vielfältigkeit der Ökosysteme abhängig. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung unserer endlichen Ressourcen und die Vermeidung von Abfall sind daher essentiell. Doch auch das betrifft nur das E in ESG. Soziale Verantwortung und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung stehen zurecht auf derselben Ebene.
 

pbb invest ist Spezialist für Immobilien-Investment-Lösungen für (semi-) professionelle Investoren mit ESG-Fokus.
Als Partner der ESG Factory, der Praxiskonferenz für die Immobilienbranche, am 25. Januar 2024 in Berlin, ist Frau Dr. Pamela Hoerr auf dem Panel "Finanzierung von ESG-Maßnahmen bei Immobilien" vertreten.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Deutsche Pfandbriefbank AG (pbb invest)
Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2024

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