Die Irrationalität der EU-Taxonomie
ESG (Environmental, Social, Governance) in verbindlichen Regeln festzuschreiben ist sinnvoll, die Taxonomie im Prinzip folglich zu begrüßen. Sie gibt Maßstäbe des Hausens und Behaust-Seins vor, die längst überfällig waren. Im Prozessualen führt sich die Taxonomie aber deswegen ad absurdum, weil postfaktum der Abstimmungsprozesse Ausnahmen gelten sollen. Gas und Atomenergie sollen als „grüne“ Energie ausgewiesen werden, mit erheblichem Widerspruchs- und Spaltungspotenzial der EU in der Konsequenz.
Der Governance-Faktor in „ESG“ wurde bei diesem Vorgehen im Zusammenhang mit den Ausnahmeregelungen kommunikativ ganz offensichtlich dilettantisch gehandhabt und verdeutlicht einmal mehr die Unfähigkeit der EU-Kommission, Transparenz in ihre Entscheidungen hineinzutragen. Leider entwertet der eklatante Mangel im „G“-Bereich die gesamte Taxonomie. Schauen wir uns das Ganze im Zusammenhang an, denn das Problem mit ESG ist vielschichtig.
Zunächst: ESG ist in einem ersten Schritt ein Good Governance-Thema. Jeder Governance jedoch gehen Good Communications logisch und faktisch voraus. Denn zur Führung braucht es, ganz unabhängig vom jeweiligen System, klare Begriffe. Dass die vor dem EU-Governance-Akt der Verabschiedung einer ESG-Taxonomie erfolgte Kommunikation unter den Verantwortlichen in diesem Sinne hinreichend war, darf bezweifelt werden. Vor allem: Es fehlt nach wie vor an klaren Begriffen. Weder die sozialen, noch die Umweltkriterien wurden hinreichend definiert. Und dass es mit dem Thema „Governance“ im Argen liegt, zeigen die Fakten.
So schafft der an sich sinnvolle Taxonomie-Ansatz unter anderem mit all seinen Übergangsregelungen mehr Verwirrungen, denn Klarheit. Vor allem aber öffnet die „Bad Governance“ unstrittig Tür und Tor für grundlegende weltanschauliche Diskussionen, die de facto, deutscher „Ideologie“ zum Trotz, nie wirklich abgeschlossen waren. Und im Blick auf die praktische Politik und deren Stringenz werden kritische Fragen laut, die das System selbst in Frage stellen, dabei die eigentlich wirklich wichtigen Themen noch nicht einmal im Ansatz diskutierend.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, März 2022