Das Klimageld klingt sozial. In der Praxis wird es aber weder dem Klimaschutz helfen, noch den Menschen
Wer Klimaschutz und Sozialverträglichkeit zusammenbringen will, kommt um das Klimageld nicht herum. Diesen Eindruck kann man haben, wenn man die Wahlprogramme von vor drei Jahren mit denen von heute vergleicht. Beim Klimageld geht es darum, den privaten Haushalten am Ende eines Jahres einen pauschalen Betrag (entweder pro Kopf oder pro Haushalt) zu erstatten für die Kosten, die im Laufe des Jahres im Rahmen der CO2-Bepreisung (beim Heizen oder beim Autofahren) entstanden sind. Die Ampelkoalition hätte das Klimageld laut ihres eigenen Koalitionsvertrages wohl längst eingeführt, wenn der deutsche Staat technisch dazu in der Lage wäre, alle seine Bürger zu erreichen. Da es aber bisher keine Verknüpfung von Steuer-ID und IBAN gibt, musste das Bundesfinanzministerium diese kleine technische Raffinesse erst noch lösen – was wohl bis Ende 2025 geschehen sein soll. Dann soll der CO2-Preiskompensation nichts mehr im Wege stehen. Doch wie sinnvoll ist so ein Klimageld überhaupt?
Was spricht für ein Klimageld?
Jeder bekommt gerne Geld, vor allem wenn es mal vom Staat kommt. Jede Steuerrückerstattung ist willkommen, so vermutlich auch eine Pauschalvergütung für CO2-Kosten. Niemand würde sich dagegen wehren. Für die Politik hat es den Vorteil, dass man Klimaschutz als soziale Angelegenheit verkaufen kann. Man betreibt eifrig Klimaschutz und kann die Bürger trotzdem „entlasten“. Wer würde auf dieses verlockende Angebot nicht eingehen?
Das Klimageld hat mit seinem Pauschalbetrag, dessen Höhe politisch noch bestimmt werden muss, außerdem eine – wie es in der Wissenschaft heißt – sozialprogressive Wirkung: Kleine Einkommen profitieren von einem Pauschalbetrag mehr als große Einkommen. Der Politik gelingt es mit der Kostenkompensation gleichzeitig auch noch, Umverteilungspolitik zu betreiben, was auch breiten gesellschaftlichen Rückhalt genießen dürfte.
Denjenigen, denen am Klimaschutz am meisten gelegen ist, werden jedoch noch ein weiteres Argument für das Klimageld ins Feld führen: Wenn die CO2-Preise steigen, könnte sehr schnell die Akzeptanz der Bevölkerung für den Emissionshandel, der die CO2-Preise auswirft, sinken. Das wäre fatal, da der Emissionshandel das vermutlich wichtigste Leitinstrument der Energie- und Klimapolitik ist – sowohl in Deutschland als auch in Europa. Man muss also, so das Argument, möglichst schnell soziale Folgen abfedern, noch bevor die Menschen die Härte eines CO2-Preises überhaupt zu spüren bekommen, um die Akzeptanz des Emissionshandels zu erhalten.
Warum das Klimageld trotzdem eine schlechte Idee ist
Bei näherer Betrachtung verliert das Klimageld jedoch an Attraktivität. Was einfach und sozial klingt, hat Ecken und Kanten:
Wie soll es denn sonst gehen, wenn nicht mit einem Klimageld?
Die Politik hat sich die Antwort schon selbst gegeben. Der Emissionshandel generiert schon heute das beste Preissignal für lohnende Klimaschutzmaßnahmen. Ordnungsrecht und Pauschalvergütungen sind gar nicht notwendig. Der Emissionshandel generiert außerdem Einnahmen für den Staat. Je höher der CO2-Preis, desto höher die Einnahmen für den Staat, desto höher aber auch gleichzeitig die sozialen Belastungen. Dieses Dreieck lässt sich nur dadurch auflösen, dass die hohen Einnahmen des Staates für zielgerichtete Abfederungen sozialer Härten verwendet werden. Ein CO2-Preis von 300 Euro, statt wie aktuell von 55 Euro würde mehr als das Fünffache an Einnahme für den Staat bedeuten, mit dem ohne Weiteres Menschen unter die Arme gegriffen werden kann, ohne alle Menschen in gleichermaßen mit der Gießkanne zu bedenken. Dies ist ein Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft und sollte auch auf dem Politikfeld des Klimaschutzes nicht vergessen werden. Die ungenutzten Mittel können weiter für investive Maßnahmen verwendet werden.
Ja, ein Klimageld könnte kurzfristig eine soziale Entlastung bieten, aber langfristig könnte es die gewünschten Klimaschutzmaßnahmen und die Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern bremsen. Es stellt sich also die Frage, ob eine pauschale Rückvergütung tatsächlich das beste Instrument ist, um sowohl die soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten als auch die notwendigen Klimaziele zu erreichen.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, Februar 2025