Studie zur Digitalisierung im Asset Management
Im Rahmen der Reihe „Quartal Digital“ haben easol, HIH Real Estate und PwC Deutschland eine Studie zur Digitalisierung im Asset Management veröffentlicht. An der Studie nahmen insgesamt 59 Unternehmen aus dem Immobilien-Asset Management, dem Investment Management und weiteren Segmenten der Immobilienwirtschaft teil. Excel ist immer noch König unter den Digitalanwendungen für Asset Manager. Mehr als 70 Prozent der Unternehmen nutzen die Office-Lösung für Ihr Asset- und Portfolio-Management. Auch KI ist bei über 70 Prozent laut eigenen Angaben nicht in der Anwendung. Ein Beschleuniger der Digitalisierung könnte indes die EU-Offenlegungsverordnung sein: 41 Prozent der Befragten gaben an, ihre Ausgaben für Digitalisierung deswegen aufstocken zu wollen.
Wie ist der Digitalisierungsstand im deutschen Immobilien-Asset Management? Dieser Frage gingen die drei Herausgeber der Studie nach. Die Rahmendaten: Fast die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen geben nach eigenen Angaben weniger als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes für Digitalisierung aus, etwas mehr als jedes fünfte Unternehmen gibt mehr als fünf Prozent aus. Von 59 Unternehmen haben rund die Hälfte 40 Mitarbeiter oder mehr.
Marko Broschinski, Geschäftsführer easol, sagte zu den Ergebnissen: „Über 70 Prozent, also fast dreiviertel der befragten Unternehmen in Deutschland, nutzen statt einer auf die Branche zugeschnittenen PropTech-Lösung Microsoft Excel für das Asset- und Portfolio-Management. Excel ist allerdings nur für kleine Bestände sinnvoll. Sobald ein Asset Manager eine gewisse Größe erreicht hat und mit Dienstleistern Daten austauschen muss, empfiehlt sich eine speziell zugeschnittene Software.“ Mit Blick auf die Wünsche für weitere Funktionen der Portfoliomanagement-Software zeichnet sich deutlich ab, dass das Potenzial spezialisierter Softwarelösungen noch nicht in vollem Maße ausgeschöpft wird. Oder mit Blick auf die Zufriedenheit nicht bekannt ist. Denn Lösungen, die am meisten gewünscht wurden, existieren bereits. Diese bieten die Verknüpfung von Marktdaten, individuelles Reporting oder offene Schnittstellen. Mit Blick auf die bereits angewandten Lösungen außerhalb von ERP und MS Office zeigt sich, dass Asset Manager mit einem größeren Portfolio eher geneigt sind, ihre Daten für das Property Management aufzubereiten. Diese aufbereiteten Daten sind ein wichtiger Treiber von KI und Digitalisierung, lernt eine KI doch aus den ihr vorgesetzten Daten. Broschinski ergänzt: „Die Investitionen in die Digitalisierung sind bei Asset Managern definitiv steigerungsfähig. Zudem ist ein Kulturwandel zu mehr Transparenz und dem Willen, Daten zu teilen und diese mit offenen Schnittstellen verfügbar zu machen, früher oder später unabdingbar.“
Eine zentrale Erkenntnis ist für Christian Schmidt, Leiter Digitalisierung bei HIH Real Estate, dass die Unternehmen noch nicht die Potenziale ihrer Plattformen zur digitalen Kommunikation ausschöpfen. Fast die Hälfte der Befragten gab an, vor allem mit Dienstleistern über gemeinsame Plattformen zu kommunizieren, während mehr als ein Drittel gar keine geteilten Plattformen nutzt. Auch hier existieren Möglichkeiten, alle beteiligten Parteien deutlich stärker zu vernetzen. Gleichzeitig wenden über 70 Prozent keine KI an, obwohl fast zwei Drittel Cloud-Technologien für die Bündelung von Geschäftsprozessen nutzen. „Die Cloud ist in der Branche weitestgehend etabliert, nicht nur bei PropTechs. Aber die fehlende Anwendung von KI zeigt, dass hier Potenzial verschenkt wird. Auf der anderen Seite ist einigen nicht bewusst, dass sie bereits KI nutzen“, führt Schmidt aus.
Thomas Veith, Leiter Real Estate bei PwC Deutschland, sah bei der Implementierung neuer Software dafür sogar eine erstaunliche Geschwindigkeit: „Bei der Hälfte der Befragten dauerte die Einführung einer neuen Software weniger als sechs Monate. Das ist ein gutes Maß und zeigt die Qualität des Anbieter-Marktes. Wir sehen erneut, dass sich der deutsche PropTech-Sektor vor der ausländischen Konkurrenz nicht verstecken muss.“ An anderer Stelle fehlt dafür vielen operatives Wissen zur Digitalisierung, wie Veith erklärt. Denn: 52 Prozent wissen nicht, wie viel Prozent ihrer Jahreskosten sie schätzungsweise durch digitale Tools einsparen können.
Grund zum Optimismus gibt es dennoch. Einer der Treiber könnte die im März in Kraft getretene EU-Offenlegungsverordnung sein. 41 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, ihre Ausgaben für Digitales im Zuge der Taxonomie-Verordnung aufstocken zu wollen.
Auch Datenstandards in der Branche bleiben weiter ein Thema, wie Marko Broschinski auf TPP-Nachfrage erklärte: „Im Bereich Immobilien diskutieren wir ja schon eine Weile über Datenstandards. Ein gemeinsamer Standard wird entscheidend dabei sein, ob wir digitale Technologien entlang vollständigen Wertschöpfungskette etablieren können. Alle Daten helfen und sind wertvoll. Damit alle sie gleichermaßen nutzen können, brauchen wir einen gemeinsamen Standard dafür.“
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von easol, HIH Real Estate und PwC Deutschland
Erstveröffentlichung: The Property Post, November 2021