Die Zukunft urbaner Elektromobilität in Berlin
Die Elektromobilität ist einer der Schlüsselbereiche der Transformation Berlins hin zu Klimaneutralität und Energieunabhängigkeit. Sie ist eine große und komplexe Herausforderung, die nur in enger Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik gelingen kann. Das war zugleich Anlass und Fazit der Abendveranstaltung am 2. Dezember 2024, zu dem das BE-U energy LAB eingeladen hatte.
Foto: v.l.n.r.: Robert Sprajcar, CEO und Vorstandsvorsitzender der DIEAG Unternehmensgruppe; Daniel Kardolsky, Geschäftsführer 15min; Elias Aruna, Geschäftsführer & Gründer Scale Energy; Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO; Ute Bonde, Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klima & Umweltschutz; Frank Christian Hinrichs, Geschäftsführer inno2grid; Dr. Sarah Perumalla, BE-U new energy LAB
Fotocredit: Claudia Sebastian für DIEAG
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klima und Umweltschutz, zog in ihrem Eröffnungsvortrag eine positive Zwischenbilanz über die bisherigen Fortschritte und Entwicklungen der Elektromobilität in Berlin. Sie betonte die Bedeutung der Elektromobilität und insbesondere der Ladeinfrastruktur für die Energiewende und das Ziel der Bundeshauptstadt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Die Stadt habe hier bereits gute Fortschritte erzielt. Berlin kommt derzeit auf 80.000 E-Fahrzeuge und 20.000 Ladepunkte, wovon 5.000 öffentlich zugänglich sind. Die BVG betreibt mit 228 E-Bussen rund 15 Prozent ihrer Bus-Flotte elektrisch und plant eine sukzessive vollständige Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Die Senatorin stellte vor dem Hintergrund der aktuellen Gerüchte über das Ende der Finanzierung der E-Busse klar, dass diese zwar auf der Liste der Sparmaßnahmen aufgetaucht sei, aber nicht eingestellt, sondern lediglich auf eine andere Finanzierungsform umgestellt werde.
Robert Sprajcar, CEO und Vorstandsvorsitzender der DIEAG Unternehmensgruppe, gab im Anschluss Einblicke in die Überlegungen zum Energie- und Mobilitätskonzept des BE|U Behrens Ufer. In diesem Technologie-Quartier, das die DIEAG in Berlin-Oberschöneweide entwickelt, werden insgesamt 235.000 Quadratmeter Büro-, Labor- und Produktionsflächen für Life-Science- und Technologieunternehmen zur Verfügung gestellt. Das Energiekonzept ist auf Energieautarkie und die Versorgung aus ausschließlich regenerativen Energiequellen ausgerichtet, u.a. die Wärmegewinnung aus Tiefer Geothermie. Unternehmen, die sich am BE-U niederlassen, stehen für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Sie beziehen deshalb entsprechende Mobilitäts- und Energielösungen in ihre Standortentscheidungen ein. Bei der Entwicklung des Behrens-Ufers werden diese von Anfang an eingeplant, um für künftige Nutzer mit hohen Nachhaltigkeitsanforderungen attraktiv zu sein. Für die DIEAG sind Veranstaltungen wie diese ein gutes Umfeld, um zu neuen Ideen, Partnerschaften und Lösungen zu kommen, die das Potenzial haben, sich zum entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um die Ansiedlung moderner Unternehmen zu entwickeln.
Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, beschrieb in der anschließenden Podiumsdiskussion drei wichtige Engpässe bei der Bereitstellung der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität: Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich gebe es zu wenig Flächen für Ladeinfrastruktur. Die rechtzeitige und kostengünstigte Integration der Ladeinfrastruktur in das vorhandene Stromnetz sei an vielen Stellen noch problematisch. Und die Auslastung der vorhandenen Ladepunkte sei mit ca. 10 Prozent noch zu gering, um wirtschaftliche Rentabilität zu erreichen.
Frank Christian Hinrichs, Geschäftsführer inno2grid, betonte die Komplexität der effizienten Einbettung von Elektromobilitätskonzepten in die bestehenden Mobilitätsstrukturen Berlins. Weder die Stadt, noch die Quartiersentwickler seien dazu in der Lage, die komplexe Planung und Konzeption inhaltlich und finanziell allein aus eigener Kraft zu bewältigen. Als Beispiel nannte er die Integration von Laden, Parken und öffentlichem Verkehr, die nur partnerschaftlich, beispielsweise durch Public-Private-Partnerships gelingen kann. Verkehrssenatorin Ute Bonde benannte in diesem Zusammenhang als Best Practice die Mobilitätsplattform Jelbi. In einer nutzerfreundlichen Mobilitäts-App verbindet Jelbi den öffentlichen Personennahverkehr mit zahlreichen verschiedenen Sharing-Mobilitätsangeboten. Mit Unterstützung der Berliner Verkehrsbetriebe werden hierfür Mobilitätsstationen in Bahnhofs- und Haltestellennähe bereitgestellt.
Elias Aruna, Gründer und Geschäftsführer von Scale Energy, brachte die Bedeutung von Energiespeichern zur Sprache, als die nutzerzentrierte Elektromobilität und Sektorenkopplung thematisiert wurden. Eine der größten Herausforderungen bei der Skalierung von Ladeinfrastrukturen sei, schnell die nötigen Grundvoraussetzungen vor Ort bei Ladeinfrastrukturprojekten zu schaffen. Speichersysteme, die beispielsweise als Puffer zwischen Netzbetreiber und Vehicle-to-Grid-Lösungen eingesetzt werden können, lassen sich flexibel integrieren, um die Auslastung und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Fahrzeuge zügig voranzubringen.
Für Daniel Kardolsky, Geschäftsführer 15min.io, ist Elektromobilität im Konzept der 15-Minuten-Stadt, die für die kompakte Stadt der kurzen Wege steht, ein wichtiger Faktor. Hierbei gehe es vor allem darum, den Bedarf der Nutzer entsprechend abzudecken, indem genügend Car- und Bike-Sharing-Angebote einschließlich einer passenden Ladeinfrastruktur vorgehalten werden, um die Mobilitätsbedürfnisse effizient erfüllen zu können. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang auch, über das Quartier hinaus zu denken, die Mobilitätsbedürfnisse stadtteilweit zu betrachten und in die Mobilitätskonzepte zu integrieren.
Dr. Sarah Perumalla, Head of new energy LAB am BE-U | Behrens-Ufer moderierte die Veranstaltung und zog als Fazit, dass technologische Innovationen wie bidirektionales Laden, intelligente Quartiersentwicklung und die Integration von Startups in den Ausbau der Lade- und Netzinfrastruktur entscheidend seien, um Elektromobilität in Berlin alltagstauglich und zukunftsfähig zu gestalten. Die Verbindung von Infrastruktur, erneuerbaren Energien und einer nutzerzentrierten Perspektive eröffneten enorme Chancen, um den Wandel aktiv und erfolgreich zu gestalten. Die Diskussion habe eindrucksvoll gezeigt, wie essenziell die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sei, um Berlins Klimaneutralitätsziele zu erreichen.
Das Video zur Veranstaltung können Sie hier ansehen:
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DIEAG
Erstveröffentlichung: https://be-u.berlin/2024/12/09/energiewende-auf-die-strasse-bringen-die-zukunft-urbaner-elektromobilitaet-in-berlin/