Gründächer lindern die Folgen des Klimawandels. Das ist auch für Bauherren und Gebäudeeigentümer interessant. So hat beispielsweise Hamburg als erste deutsche Metropole eine eigene Gründachstrategie ins Leben gerufen. Freiwillige Maßnahmen finanziert die Hansestadt mit etwa 30 bis 60 Prozent der Herstellungskosten. Gründachbesitzer sparen außerdem dauerhaft bei den Abwassergebühren für das Niederschlagswasser. Mindestens 70 Prozent der Neubauten und der in Frage kommenden flachen oder flach geneigten Dächer sollen in der Hansestadt begrünt werden. 100 Hektar könnten so „on the top“ an die Natur zurückgegeben werden. Bis 2024 unterstützt die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft das Projekt mit drei Millionen Euro.
Berlin hat zum Anfang des Jahres nachgezogen: Die seit 1. Januar gültige Richtlinie GründachPLUS fördert einerseits die Fassaden- und Dachbegrünung von Bestandsgebäuden (reguläre Förderung). Darüber hinaus werden Anreize für Leuchtturmprojekte geschaffen, die zeigen sollen, wie die Begrünung von Gebäuden auch unter schwierigen Voraussetzungen wie Denkmalschutz oder limitierende Statik funktionieren kann (Green Roof Lab). Vorhaben, die unter die reguläre Förderung fallen, werden mit bis zu 60 Prozent der Kosten bezuschusst, bei Green-Rof-Lab-Projekten sind es bis zu 100 Prozent.
Finanzielle Förderung setzt Anreize für Bauherren und Gebäudeeigentümer
Mit solchen Förderprogrammen werden deutschlandweit Bauherren und Gebäudeeigentümer motiviert, ihre Dächer für den Klimaschutz zu aktivieren. Auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes wird das Bepflanzen von Dächern mittlerweile gezielt in Bebauungspläne aufgenommen. Ein wichtiger Grund dafür: Gründächer können einen Großteil des Regenwassers zurückhalten. Kanäle und Gewässer werden damit entlastet. Weil zum einen Starkregenereignisse zunehmen und zum anderen in einer versiegelten Stadt weniger Wasser versickern kann, dienen Gründächer unmittelbar der Minderung von bereits eintretenden Folgen des Klimawandels – und helfen somit, unsere Städte resilienter zu machen.
Begrünte Dächer entlasten aber nicht nur die städtischen Entwässerungssysteme. Von großem Vorteil ist, dass sich begrünte Dächer selbst bei extremen Temperaturen kaum aufheizen. Das verbessert das urbane Mikroklima. Über Verdunstung sorgen die Flächen zusätzlich für Abkühlung und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. So verringert jeder begrünte Quadratmeter auf dem Dach den Hitzestress an heißen Sommertagen. Begrünte Dächer binden außerdem Staub und Kohlenstoffdioxid, wodurch die Luftqualität steigt. Aufgrund der höheren Wärmedämmung hilft ein begrüntes Dach auch Heizkosten zu sparen. Gründächer wirken nicht zuletzt positiv auf die biologische Artenvielfalt. Vor allem Insekten und Vögel profitierten von bepflanzten Dachflächen und finden dort Lebensraum und Nahrung.
Das Stück Natur auf dem Dach wird immer bedeutender als Ausgleichsfläche für den zunehmend versiegelten städtischen Raum. So sieht der Bundesverband GebäudeGrün e.V. in der Gebäudebegrünung eine wichtige Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel sowie zum Klimaschutz. Mit einer bundesweiten Aktionswoche rief der Verband zuletzt zum Mitmachen auf. Denn fast 90 Prozent der geeigneten Flachdachfläche in Deutschland seien noch nicht begrünt.
Wildblumenwiese, Parkanlage und Urban Farming
Für eine professionelle Dachbegrünung gibt es Fachbetreibe, die eine Vielzahl an Möglichkeiten umsetzen können, je nach Dachgröße, Dachneigung, Traglast, Budget und Nutzungskonzept. Eine extensive Dachbegrünung beispielsweise setzt in der Regel auf pflegeleichte und trockenheitsangepasste Pflanzen von niedriger Höhe, die sich weitestgehend selbst erhalten und entwickeln. Das extensive Gründach ist kostengünstig, leicht und eignet sich besonders für Gebäudetypen mit geringer Tragfähigkeit wie Garagen, Industriebauten und Gewerbeimmobilien.
Intensive Begrünungen verwandeln das Dach in eine üppige Gartenlandschaft. Rasenflächen, Stauden, Gehölze und Bäume werden gezielt gepflanzt. Auch Wege, Sitzplätze, Spielbereiche, Gemüsebeete, Teiche sowie Sportflächen und sogar Urban Farming sind möglich. Die große gestalterische Freiheit ist kostenintensiver und bedeutet mehr Pflegeaufwand. Auch das Gewicht stellt höhere Ansprüche an die Statik und den Aufbau.
Gründach und Solardach kombinieren
Wer sein Dach begrünen will, findet wichtige Informationen in der FLL-Dachbegrünungsrichtlinie, die von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) herausgegeben wird. Besonders attraktiv ist für Immobilieneigentümer die Kombination aus Grün- und Solardach, mit solar erzeugtem Strom (Photovoltaik) und solar erzeugter Wärme (Solarthermie). Technische Anlagen arbeiten auf Gründächern effizienter, weil durch die niedrigere Umgebungstemperatur ein besserer Wirkungsgrad erzielt wird. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland schätzt, dass sich die Leistungsfähigkeit einer Photovoltaik-Anlage auf einem begrünten Dach im Sommer um bis zu 20 Prozent erhöht. In jedem Fall benötigen Bauherren eine gute Planung und Unterstützung. Das Expertenteam der UNDKRAUSS Consult berät gezielt zu nachhaltigen Lösungen auf dem Dach.
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Erstveröffentlichung: Blogbeitrag für zukunftsundkrauss.com, März 2023