Effizienzreserven heben

Das Transaktionsgeschehen bleibt zurückhaltend, die Marktteilnehmer warten weiter ab. Aber die Wogen glätten sich, spätestens im kommenden Jahr, wenn sich das Zinsniveau wieder stabilisiert,  sind sich Maria Teresa Dreo-Tempsch, Marktvorständin der Berlin Hyp und Ralf Linde, Leiter der Goldbeck-Niederlassung Büro- und Schulgebäude Rhein-Ruhr einig. Beide gaben auf der LinkedIn-Live Konferenz vom 23. Mai 2023 einen Vorgeschmack auf die kommende 7. Design&Build Konferenz am 15. Juni 2023 in Berlin.

Durch die starken Preisausschläge bei den Energie- und Materialkosten waren Immobilienprojekte zuletzt nur noch schwer planbar und kalkulierbar. Zudem versuchten viele Trittbrettfahrer, die Gunst der Stunde zu nutzen. „Die Preiskapriolen haben die Lust am Bauen spürbar geschmälert“, sagt Ralf Linde. „Baukosten von bis zu 5.000 Euro pro Quadratmeter Bruttogrundfläche geisterten durch den Markt, obwohl wir in der in der Praxis sehen, dass es auch für 3.000 Euro geht.“ Mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt. Ralf Linde kann sich vorstellen, dass sein Unternehmen in absehbarer Zeit wieder mit Festpreisen für Immobilienprojekte in den Markt geht und sich nicht mehr durch Index- und Öffnungsklauseln vor plötzlichen Preisanstiegen schützen muss. Finanzierer wie die Berlin Hyp freuen sich über die Rückkehr von Festpreisangeboten, da dadurch auch ihr Geschäft wieder kalkulierbarer wird.

Maria Teresa Dreo-Tempsch gibt bezüglich der Zinsentwicklung noch keine Entwarnung, geht aber davon aus, dass sich Inflation und Zinsniveau spätestens 2024 wieder stabilisieren. Für sie liegt ein wichtiger Schlüssel des Erfolgs in den kommenden Jahren in der Effizienz. „Wir haben zehn bis zwölf fette Jahre hinter uns, in denen Effizienz keine allzu große Rolle gespielt hat. Fehler wurden durch die steigenden Mieten und Kaufpreise kompensiert. In dieser Zeit hat sich ein großes Potenzial aufgebaut, das gehoben werden kann – mit Innovation, seriellem und modularem Bauen, aber auch durch die Entschlackung und Beschleunigung auf der politischen Seite, zum Beispiel durch Typengenehmigungen.“ Das gelte vor allem für den Bereich, der politisch am brisantesten ist: den Bau bezahlbarer Wohnungen.

Digitalisierung und ESG sind die beiden Themen, bei denen der Nachholbedarf am höchsten ist. Für Ralf Linde ist Building Information Modeling (BIM) eines der wichtigsten Tools, um die Digitalisierung voranzutreiben und auch die Datengrundlage für die Planung, Erstellung und den Betrieb von Gebäuden nach ESG-Kriterien sicherstellen zu können – perspektivisch auch mit Unterstützung durch Künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Dreo-Tempsch betont, dass der Druck hin zu ESG-konformen Immobilien von allen Seiten weiter ansteigt, je nach Nutzungsart und Geschäftsbereich langsamer oder schneller. Im eigenen Haus stehe der Dekarbonisierungspfad bereits fest. Der Anteil grüner Finanzierungen belaufe sich bei 30%, die Umstellung der anderen erfolge gemeinsam mit den Kunden, vor allem wenn die Prolongationen anstehen.

„Gemeinsam zur klimaneutralen Immobilie“ ist auch das Motto der diesjährigen 7. Design&Build Konferenz am 15. Juni 2023 in Berlin. Dort präsentieren und diskutieren neben Maria Teresa Dreo-Tempsch und Ralf Linde zahlreiche weitere Experten und Praktiker. Weitere Informationen zu Programm, Referenten und Anmeldung finden Sie unter www.dabkon.de.

Einen weiteren Vorgeschmack gibt unser nächster Design&Build Digital-Talk am 1. Juni ab 10 Uhr, wieder auf LinkedIn. Dann diskutieren Dr. Patrick Bergmann, Madaster Germany, und Dr. Markus Koch, Drees & Sommer über Daten, Fakten und Partnerschaften auf dem Weg zu klimaneutralen Immobilien.

Anmeldung kostenlos unter https://www.linkedin.com/video/event/urn:li:ugcPost:7066698609638948866

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2023