15.01.2025

Die Zukunft der Vergütung

Total Rewards statt höherer Gehälter

Stefanie Egbers, Geschäftsführerin, Rebel HR
Stefanie Egbers

Hohe Gehälter allein reichen nicht mehr aus, um Talente zu binden. Es braucht neue, umfassendere Anreizsysteme. Davon profitieren auch die Mitarbeitenden selbst.

In den vergangenen Jahren erlebte die Immobilienbranche einen Boom in der Gehaltsentwicklung. Attraktive Vergütungen und großzügige Boni waren mitunter das Hauptinstrument, um qualifiziertes Personal anzuziehen und zu halten. Das war möglich, schließlich erzielten die Unternehmen jahrelang enorme Gewinne.

Doch inzwischen ist das vorbei. Die Auftragslage ist mau und hohe Inflation, gestiegene Zinsen, Materialengpässe und explodierende Baukosten setzen die Branche unter Druck. Entsprechend stößt auch die bisherige Strategie des „immer mehr“ zunehmend an ihre Grenzen. Die Unternehmen müssen neue Wege finden, um sich im Wettbewerb um die besten Talente zu behaupten. Denn höhere Gehälter können sie oft schlicht nicht zahlen.

Doch wie können gute Mitarbeitende gehalten werden, wenn die internen Gehälter nicht mit den externen mithalten, die bei einem Unternehmenswechsel möglich wären? Und wie lassen sich neue Talente anziehen, wenn ihr Gehalt niedriger ausfällt als erhofft?

Total Rewards: Mehr als das Gehalt

Eine Lösung, über die noch zu wenig diskutiert wird, ist der Wandel von einem reinen „Compensation & Benefits“-Ansatz, wie er bislang meist praktiziert wird, zu einem umfassenderen „Total Rewards“-Gedanken. Während Compensation & Benefits hauptsächlich die monetäre Vergütung, Boni, Provisionen und Long Term Incentives (LTI) wie Aktienpakete umfassen, gehen Total Rewards weit darüber hinaus. Sie berücksichtigen zusätzlich das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen, etwa flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Sabbaticals oder Lebensarbeitszeitkonten.

Strategische Implementierung zentral für den Erfolg

Die Implementierung eines „Total-Rewards“-Systems ist einfacher als oft vermutet. Die Grundfrage muss lauten: Auf welche Faktoren stützt sich unser System, also welches Verhalten soll gefördert werden und wie soll die Förderung aussehen?

Klassische Beispiele für Faktoren, die gefördert werden, sind „Pay for Contribution“, bei der Mitarbeitende mit mehr Verantwortung eine höhere Förderung erhalten, oder „Pay for Performance“, bei der die erbrachte Leistung honoriert wird. Bei „Pay for Evolution“ wiederum müssen sich die Mitarbeitenden in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren weiterentwickeln, um bei den nächsten Gehaltsrunden teilzunehmen oder von anderen Leistungen zu profitieren.  

Die Art der Förderung kann sowohl materielle wie immaterielle Anreize umfassen. Unternehmen, die gerade an ihrer Kultur arbeiten, haben hier die Möglichkeit, Anreize auszuwählen, die zu gewünschter (Ziel-)Kultur und Unternehmenswerten passen. Zudem können die Anreize auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden und ihre jeweilige Lebenssituation zugeschnitten werden. So können beispielsweise finanziell motivierte Mitarbeitende wählen, ihre Boni monatlich statt jährlich ausgezahlt zu bekommen, während andere möglicherweise flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche freie Tage bevorzugen. Eltern können Zuschüsse zur Kinderbetreuung erhalten und Mitarbeitende, die besonders karriereorientiert sind, werden Mentoringprogramme oder Auslandsaufenthalte angeboten. Weil solche Cafeteria-Systeme auf die individuellen Präferenzen der Mitarbeitenden eingehen, passen sie optimal zu den Anforderungen, die heute an Unternehmen gestellt werden. Und: Der administrative Aufwand eines solchen Systems wird mit zunehmender Digitalisierung und KI immer geringer. Schon jetzt gibt es viele Anbieter mit effizienten Lösungen.

Wichtig ist: Um das „Total Rewards“-Systems erfolgreich einzusetzen, sind eine transparente Kommunikation und eine klare, stabile Stellenarchitektur entscheidend. Sie stellen sicher, dass die Belegschaft die Kriterien und Prinzipien hinter der Vergütung und den Benefits versteht und als fair empfindet. Ist dies der Fall, profitieren Unternehmen von höherer Mitarbeiterzufriedenheit, stärkerer Bindung und der Möglichkeit, auch immaterielle Anreize bieten zu können, um gute Leute anzuziehen und zu halten.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Rebel HR
Erstveröffentlichung: FondsForum Magazin, Dezember 2024

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