10.08.2022

Die Krise meistern mit Design & Build

Majd Zughaibi, Equity Partner, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Majd Zughaibi

TPP: Warum bietet sich Design & Build als Vergabe- und Umsetzungsalternative im Innenausbau an?

Majd Zughaibi: Immer komplexere Projekte und Bauabläufe sowie die Verknappung von Ressourcen und Fachkräften bei gleichzeitigen Defiziten bei der Digitalisierung – das alles erfordert partnerschaftliche Projektabwicklungsmodelle wie Design & Build. Denn echtes Design & Build aktiviert Synergien und schafft einen gemeinsamen Willen, Bauvorhaben wirklich mit- statt neben- oder gar gegeneinander durchzuführen. Das Ergebnis ist ein Kulturwandel hin zu einem lösungsorientierten Arbeiten. Design & Build wird so zu einem echten Gamechanger. Mit Design & Build haben wir die Chance einen in der jetzigen Situation dringend erforderlichen Effizienzschub beim Bauen zu erreichen.

Umgekehrt glaube ich jedenfalls nicht, dass wird den Herausforderungen wie den wachsenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Gebäuden einerseits und gestörten Lieferketten anderseits mit alten, verkrusteten Denkweisen und konfrontativen Verhaltensweisen gerecht werden können. Was auf den Baustellen gebraucht wird, sind integrative Ansätze, die auf gemeinsame kreative Lösungen fokussieren.

TPP: Aktuell lässt sich wegen der stark gestiegenen Materialpreise und der gestörten Lieferketten kaum Planungssicherheit herstellen. Kann partnerschaftliches Bauen hier Abhilfe schaffen?

MZ: Partnerschaftliches Bauen schafft den Raum für ein hohes Maß an Transparenz; aus meiner Sicht die wichtigste Grundlage für ein gemeinsames Risikomanagement, durch das die Auswirkungen von Lieferengpässen beherrschbar werden. Mit Design & Build haben wir einen größeren Vorlauf bei der Planung von Bestellungen. Lieferkritische Materialien sind daher mit größerer Sicherheit zum erforderlichen Zeitpunkt auf der Baustelle – sie liegen nicht lang rum, und müssen nicht über Wochen und Monate herbeigesehnt werden.

TPP: Wo liegt die größte Hürde für den partnerschaftlichen Umgang?

MZ: Wenn ich mir den gravierenden Fachkräftemangel, die massiven Defizite in der Digitalisierung, der Nachhaltigkeit von Bauausführungen und Gebäudeausstattungen oder die kaum ausgeprägte Projektkultur anschaue, darf und kann keine Hürde zu groß sein. Wie möchten wir junge Menschen für die Bau- und Immobilienwirtschaft begeistern, wenn wir konfrontativ, nicht digital und null nachhaltig arbeiten und die wichtigsten Kenntnisse gefühlt die HOAI oder die VOB sind? Die heutigen Absolventen lassen sich für einen Job vor allem dann begeistern, wenn sie im Team arbeiten und gemeinsam und integrativ kreative Lösungen für konkrete Problemstellungen entwickeln können – Planen und Bauen müssen Spaß machen, sonst wird der Fachkräftemangel auf dem Bau weiter eskalieren.

TPP: Was können Sie Bauherren und anderen Beteiligten für den schnellen Einstieg empfehlen, die noch keine Erfahrungen mit partnerschaftlichen Bauweisen gemacht haben?

MZ: Gehen Sie in den Austausch mit Planern, die bereits erfolgreich Projekte mit Design & Build realisiert haben. Reden Sie mit ihren Partnern, ob sie künftig stärker integrativ arbeiten wollen – und dann überdenken Sie die Abläufe für Ihr nächstes Vorhaben noch einmal neu. Wenn Sie nicht überzeugt sind, können Sie immer noch zu gewohnten Muster zurückkehren.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2022

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