03.09.2015

Vorteil Cloud Computing

Welche Vorteile und Risiken cloudbasierte Unternehmenslösungen haben.

Jens Kramer, CEO, PROMOS consult Projektmanagement, Organisation und Service GmbH
Jens Kramer

Was kann Cloud Computing einem Unternehmen für Vorteile bringen, und welche Risiken sind damit verbunden? Diese Frage beschäftigt aktuell auch eine Reihe von Immobilienunternehmen, denn „die Cloud“ ist wohl eines der zurzeit am intensivsten und häufig auch kontrovers diskutierten Themen im IT-Bereich. Während die Befürworter von cloudbasierten Unternehmenslösungen darin einen unaufhaltsamen Trend und viele praktische und ökonomische Vorteile sehen, dominieren bei anderen Marktteilnehmern Befürchtungen wegen möglicher Sicherheitsrisiken.

Ob und in welcher Form Cloud Computing vorteilhaft sein kann, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt in starkem Maße vom Geschäftsmodell des Unternehmens und von dessen Anforderungen ab. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Materie lohnt aber in jedem Fall. Denn wer frühzeitig eine auf das eigene Unternehmen abgestimmte Cloud-Strategie entwickelt, erspart sich unnötige Kosten und Zeitverluste, die sich ergeben können, wenn ungeeignete Cloud-Lösungen später aufwendig an die tatsächlichen Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden müssen.

Public, Private oder Hybrid Cloud?

Grundsätzlich stehen zwei verschiedene Cloud-Modelle zur Verfügung. Bei der Public Cloud werden Services von externen Anbietern genutzt, die sich theoretisch an jedem beliebigen Standort befinden können. Diese Lösung erfordert seitens der betreffenden Unternehmen den geringsten Aufwand für die Schaffung einer eigenen Cloud-Infrastruktur, da kein eigenes Rechenzentrum erforderlich ist. Dadurch ist jedoch eine besonders starke Abhängigkeit von externen Partnern gegeben; zugleich sind bei diesem Modell auch die Herausforderungen im Bereich des Datenschutzes am größten. Der Bezug von Services aus der Public Cloud ist vor allem dann interessant, wenn Unternehmen Services für einen relativ kleinen Nutzerkreis benötigen, sodass es relativ teuer wäre, diese Services selbst anzubieten. Auch die mangelnde interne Verfügbarkeit notwendiger Storage- und Netzwerk-Kapazitäten ist ein häufiges Motiv für die Nutzung einer Public Cloud. Das konträre Modell dazu ist die Private Cloud, bei der das Unternehmen sämtliche IT-Services inklusive Infrastrukturen und Virtualisierungstechniken im eigenen Rechenzentrum betreibt. Der notwendige technische Aufwand ist dabei deutlich größer – aber auch die Unabhängigkeit von externen Partnern.

In der Praxis entscheiden sich viele Unternehmen jedoch nicht strikt für eine der beiden Lösungen, sondern bevorzugen Hybrid Clouds, die Elemente beider Modelle miteinander verbinden. Gerade weil die Grenzen zwischen beiden Modellen in der Praxis oft fließend sind, sollten Unternehmen ihre Anforderungen und die technische Umsetzung sorgfältig planen und dabei insbesondere die für ihre eigene Geschäftstätigkeit kritischen Prozesse im Blick behalten. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Branchenteilnehmern und die Begleitung durch einen erfahrenen Berater können dabei wichtige Impulse geben und für eine möglichst realistische Erwartungshaltung sorgen.

Immobilienunternehmen schätzen flexible Zugriffsmöglichkeiten

Das Hauptargument für die Nutzung von Cloud Computing sind Effizienzgewinne bei den unternehmensinternen Prozessen. An erster Stelle steht dabei die Möglichkeit, zu jeder Zeit und von jedem Standort aus auf die in der Cloud gespeicherten Daten zugreifen zu können. Gerade dieser Aspekt stellt für Immobilienunternehmen oft den wichtigsten Vorteil beim Cloud Computing dar. Das gilt sowohl für Gesellschaften, die selbst größere Immobilienbestände verwalten, als auch für immobiliennahe Dienstleister, die ihre Kunden und deren Objekte an unterschiedlichen Standorten betreuen. Beide Arten von Geschäftsmodellen erfordern es häufig, dass Mitarbeiter von unterwegs aus Zugriff auf die unternehmensinterne IT-Infrastruktur haben, sodass eine Cloud-Lösung hier den Zeitaufwand und den Bedarf an interner Kommunikation spürbar reduzieren kann.

Potenzial mobiler Endgeräte optimal nutzen

Ein typischer Bereich, in dem Immobilienunternehmen mittels Cloud Computing ihre Leistungsfähigkeit steigern können, ist beispielsweise das Property Management – ganz gleich, ob es sich dabei um die entsprechende interne Funktion eines großen Immobilienfonds oder einer Wohnungsgesellschaft handelt oder um ein Unternehmen, das entsprechende Leistungen ausschließlich als Dienstleister für Dritte erbringt. Auch Unternehmen, die mit einer Vielzahl von Kunden an verschiedenen Standorten kommunizieren müssen, können dies mit Cloud-Lösungen häufig günstiger realisieren als mit einer herkömmlichen IT-Infrastruktur. Die starke Verbreitung mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets bietet dabei zusätzliche Potenziale, die mittels entsprechender cloud-basierter Softwarelösungen erschlossen können, ohne zusätzliche IT-Strukturen schaffen zu müssen. Statt eines einmaligen hohen Investitionsaufwandes fallen lediglich gut kalkulierbare monatliche Kosten für die in der Cloud angemietete Software an. Besonders komfortabel und nutzerfreundlich ist es, wenn zahlreiche unterschiedliche Dienste auf einer Plattform so zusammengeführt werden, dass jeder der Beteiligten wie auf einem Marktplatz das für ihn Interessante und Notwendige auswählen kann. Die Palette der Möglichkeiten reicht dabei von der mobilen Objekt- und Kundenbetreuung – etwa im Rahmen von Besichtigungen, Mängelmeldungen oder Wohnungsabnahmen – über Interessenten- und Mieterportale bis hin zu Themen wie Winterdienstkontrolle, Koordination von Handwerkern, Baufortschrittsüberwachung und anderem mehr.

Cloud-basierte Lösungen sind gut skalierbar

Auch die Skalierbarkeit der in der Cloud genutzten Dienste ist für Immobilienunternehmen ein wichtiges Argument. Denn cloud-basierte Lösungen können mit dem Immobilienportfolio beziehungsweise mit dem betreuten Kundenstamm „mitwachsen“, ohne dass mit dem Überschreiten bestimmter Kapazitätsgrenzen umfangreiche Investitionen in neue IT-Systeme und Softwarelösungen notwendig werden. Auch die Tatsache, dass die eigenen personellen Ressourcen im Bereich IT mit Cloud Computing in überschaubarem Rahmen gehalten werden können und dennoch stets entsprechendes Knowhow auf dem neuesten Stand der Technik zur Verfügung steht, ist für viele Immobilienunternehmen attraktiv, weil sie sich so stärker auf ihr Kerngeschäft fokussieren können.

Kritische Erfolgsfaktoren beim Cloud Computing

Kritische Erfolgsfaktoren beim Einsatz von Cloud Computing sind insbesondere die Abhängigkeit vom jeweiligen Cloud-Anbieter, seiner fachlichen Kompetenz und nicht zuletzt auch von dessen wirtschaftlicher Solidität sowie die Zuverlässigkeit und die Kapazität der verfügbaren Internetverbindungen. Dazu kommen eventuell notwendige Anpassungen von eigenen Prozessen an die in der Cloud genutzte Software. Durch eine professionelle Beratung und Begleitung lassen sich derartige Kompatibilitätsprobleme jedoch meist lösen. Sicherheitsrisiken im Hinblick auf den Datenschutz sind vor allem dort relevant, wo Daten im Ausland gespeichert werden und die Datenschutzbestimmungen des betreffenden Landes nach deutschem Recht unzureichend sind. Ausfallrisiken aufgrund von Hardwareproblemen, Stromausfällen und dergleichen können beim Cloud Computing dagegen durch Redundanz und unterbrechungsfreie Stromversorgung weitestgehend reduziert werden.

Fazit: Cloud Computing bietet Flexibilität und erleichtert Wachstum

Insgesamt betrachtet, bietet Cloud Computing vor allem für diejenigen Immobilienunternehmen interessant e Vorteile, die Wert auf eine flexibel nutzbare und erweiterbare IT-Infrastruktur legen – sei es, weil sie in ihrem Alltagsgeschäft auf dezentrale Zugriffsmöglichkeiten angewiesen sind oder weil sie in starkem Maße wachsen wollen. Vorausgesetzt, der „Umzug in die Cloud“ basiert auf einer soliden, an die Bedürfnisse des Unternehmens angepassten Cloud-Strategie und wird systematisch – gegebenenfalls unter Hinzuziehung externer Experten – umgesetzt, dann erschließen sich damit Effizienz- und Wachstumspotenziale, die ohne Nutzung der Cloud kaum erreichbar sein dürften.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von PROMOS consult GmbH
Erstveröffentlichung: Dezember 2014, Immobilienwirtschaft