Der stationäre Einzelhandel präsentiert sich robust im Wettbewerb
Gerade totgesagt, zeigt sich der stationäre Einzelhandel dennoch quicklebendig. Kaufkraft und Ausgaben im Ladeneinzelhandel wachsen. Verkaufsflächen – und häufig auch Mieten – steigen. Konjunkturgetrieben erfindet sich der stationäre Einzelhandel neu.
Demografen und Zukunftsforscher skizzierten das Bild von leeren handelsfreien Innenstädten. Logistik – Versand – Transport bis an die Haustür: Diese drei Faktoren sollten den Platz des Kauferlebnisses im Ladeneinzelhandel übernehmen. 2016 stellt sich die Zukunft anders dar.
- Was ist geschehen?
- Nicht alles hat sich geändert.
- Der Distanzhandel wächst, aber seine Wachstumszahlen sinken.
- Der Ladeneinzelhandel hat Frequenzprobleme, aber seine Umsätze und Verkaufsflächen steigen.
Das Bild ist vielschichtiger geworden. An die Stelle von schwarz und weiß tritt ein buntes Schaufenster. Dieses bunte Schaufenster hat sich der stationäre Einzelhandel mit Innovation erkämpft. Neue Geschäftsmodelle setzen auf Beratung, auf Emotionalität, auf die Verfügbarkeit des Produkts, auf die Verknüpfung von Online und Offline. Das Kauferlebnis steht wieder im Mittelpunkt des Ladeneinzelhandels. Ein Kauferlebnis, das der Distanzhandel nicht liefern kann, wenn die Ware nicht „same day“ oder „same hour“ vor der Haustür steht, sondernnach zwei Tagen in der anonymen Paketstation am Stadtrand abgeholt werden muss.
Der stationäre Einzelhandel ist nicht mehr alternativlos, aber er ist immer noch Marktführer – und er wird Marktführer bleiben. Dies konnte 2015 mit einem nominalen Umsatzplus und einem Gesamtumsatz von 408 Milliarden Euro deutlich gemacht werden. Auch die Verkaufsfläche ist 2015 erstmals seit 2011 wieder gestiegen.
1a-Lagen erfreuen sich weiter sehr hoher Beliebtheit. Die Spitzenmieten in den A-Städten steigen. Wir beobachten Professionalisierung und eine Zentralisierung des Handels. Geografisch und hinsichtlich der Unternehmen sehen wir die Herausbildung von Handelsclustern die weiterhin die Dynamik aufbringen, das Rückgrat der Stadtentwicklung zu sein. Getragen werden diese von der positiven Kaufkraftentwicklung und der guten Konsumlaune der Deutschen.
Diese positive Entwicklung schlägt sich auch im Transaktionsvolumen nieder, das mit 18,1 Milliarden Euro Rekordqualitäten hat. Die Funktion Deutschlands als größte, politische Volkswirtschaft im Herzen Europas hat diesen Trend durch eine Vielzahl ausländischer Investoren gestützt.
Diese positive Entwicklung gibt uns Zeit, um die Wettbewerbsfähigkeit des stationären Einzelhandels zu erhöhen. Zeit, die nicht sinnlos vertan werden darf. Es ist richtig, dass das Bundesministerium für Wirtschaft sich in der Diskussionsplattform Einzelhandel bis 2017 gemeinsamen mit allen relevanten Akteuren mit den Herausforderungen beschäftigt. Wir hoffen,dass am Ende dieser Diskussion auch Ergebnisse stehen. Ergebnisse, die die strukturellen Wettbewerbsnachteile des Ladeneinzelhandels gegenüber dem Distanzhandel verringern. Ob dies der Fall sein wird bleibt abzuwarten. Währenddessen arbeiten andere Teile der Bundesregierung – wie etwa mit dem Klimaschutzplan 2050 – jedoch daran, über energetische Anforderungen die Herstellungskosten von Einzelhandelsimmobilien zu erhöhen– und so deren Wirtschaftlichkeit zu untergraben. Ein Prozess, der den Handel als Rückgrat der Stadtentwicklung beschädigen könnte.
2017 ist Bundestagswahl und als Vorsitzende des Ausschusses für Handel und Kommunales wünsche ich mir in den Wahlprogrammen aller Parteien zu lesen, dass sie sich dafür einsetzen Ladenöffnungszeiten und Sortimentsbeschränkungen zu flexibilisieren. Nur damit gewinnt der stationäre Einzelhandel die Waffengleichheit zum Distanzhandel zurück, denn dieser bietet24 Stunden und 7 Tage die Woche jedes Produkt an jedem Ort an. Dieses Recht müssen auch die Händler vor Ort wieder verstärkt wahrnehmen dürfen.
Als Ausschuss haben wir uns im zurückliegenden Geschäftsjahr gut entwickelt. Medial und mit der Politik wurde das Positionspapier „Wandel im Handel“ breit diskutiert. An Brisanz und Aktualität hat es nichts verloren. Die genannten Themen haben wir nicht nur unter der Berliner Politikglocke, sondern etwa auch mit dem Deutschen Städtetag diskutiert. Es war erfreulich zu sehen, dass der ZIA und der Städtetag viele Herausforderungen ähnlich betrachten. Diesen Weg wollen wir auch im kommenden Jahr fortsetzen, getrieben davon, dem Kunden ALLES.HIER.JETZT und ZUM MITNEHMEN anbieten zu können.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
Erstveröffentlichung: ZIA Geschäftsbericht 2016