02.11.2022

Wohnqualität und Nachhaltigkeit

Ein „Schwammstadt-Projekt“ in Berlin-Grünau

Sascha Amler, Regionalbereichsleiter Berlin Ost/Potsdam, Vonovia SE
Sascha Amler

Im Teilquartier "Dahmeblick" gehen derzeit die Arbeiten im letzten Bauabschnitt des Wohnungsbauprojekts "52° Nord" in Berlin-Grünau ihrem Ende entgegen. Dem Projekt, das von der BUWOG konzipiert und realisiert wurde und zu einem großen Teil von Vonovia bewirtschaftet wird, ist in den zurückliegenden Wochen mehrfach verstärkte Aufmerksamkeit zuteil geworden, und dies keineswegs nur im Zusammenhang mit der bevorstehenden Fertigstellung. Vielmehr ist es bei verschiedenen Gelegenheiten, etwa durch TV- und Online-Beiträge von RTL und ARD / Tagesschau, die sich mit dem Thema "Schwammstadt" beschäftigten, als positives Beispiel erwähnt worden. Was ist der Grund dafür, und was hat es mit dem Begriff der "Schwammstadt" auf sich?

Konzept der "Schwammstadt" zielt auf Regenwasserretention

Gemeint ist damit, dass die Stadt ähnlich wie ein Schwamm in der Lage sein sollte, anfallendes Regenwasser möglichst direkt vor Ort durch Versickerung und Verdunstung aufzunehmen und nur einen möglichst geringen Teil davon über die Kanalisation abzuführen. Die Retention von Regenwasser als Alternative zum weitestgehenden Abführen über die Kanalisation ist aus mehreren Gründen wünschenswert. Zum einen wird damit das tiefe Austrocknen der Böden in Phasen geringer Niederschläge vermieden oder zumindest verringert, wovon Bäume und andere Pflanzen profitieren. Zum anderen trägt die Verdunstung von Regenwasser mit ihrem kühlenden Effekt zu einem besseren Mikroklima im Vergleich zu jenen Stadtquartieren bei, in denen das Regenwasser zum überwiegenden Teil über die Kanalisation abfließt.

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"52° Nord" – eine "Schwammstadt" avant la lettre

Institutionen wie das Umweltbundesamt oder die Berliner Regenwasseragentur werben heute intensiv um Verständnis für das Anliegen der Regenwasserretention, die dezentrale Bewirtschaftung des Regenwassers und Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas angesichts tendenziell steigender Temperaturen. Das Projekt "52° Nord" wird diesem Anliegen in besonderem Maße gerecht, auch wenn das Schlagwort "Schwammstadt" zur Zeit seiner Planung in der Öffentlichkeit praktisch noch keine Rolle spielte. Zu verdanken ist dies der Tatsache, dass die Gesamtkonzeption des Projekts, in mehrfacher Hinsicht auf nachhaltige Qualitäten setzt. So befindet sich inmitten der Anlage eine 6.000 Quadratmeter große Wasserfläche zur Regenwasserretention. Am Dahmeufer entstand eine 600 Meter lange Uferpromenade und viele Häuser sind mit begrünten Dächern versehen. Ein Quartiersplatz mit Café und eine direkt im Quartier liegende Kita mit angrenzendem Spielplatz runden das Ensemble ab. Wer hier wohnt, muss seine Kinder nicht erst einige Kilometer weiter fahren, sondern erreicht die Kita in wenigen Minuten zu Fuß. Das Grundstück war im Jahr 2012 durch die BUWOG AG, heute ein Tochterunternehmen von Vonovia, mit dem Ziel erworben worden, dort ein Wohnungsbauprojekt mit insgesamt rund 1.100 Wohnungen zu realisieren.

 

Konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit in allen Bauabschnitten

Nach der Verabschiedung des Bebauungsplanes im Jahr 2015 konnte im selben Jahr mit den Arbeiten auf den ersten Baufeldern begonnen werden. Die sukzessive Realisierung der einzelnen Bauabschnitte ermöglichte Anpassungen des Konzepts an Veränderungen und Weiterentwicklungen der Nachfragesituation im Laufe der Jahre, trug aber vor allem zu einer städtebaulichen Qualität bei, die durch unterschiedliche Teilensembles geprägt wird. Diese unterscheiden sich sowohl durch die Grundrisse der Wohnungen als auch durch die architektonische Gestaltung, sodass von vornherein der Eindruck einer monotonen Großsiedlung vermieden wurde. Gemeinsam ist jedoch allen Teilen der neuen Bebauung und allen Bauabschnitten das konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Grundkonzept. Dabei wurden sowohl Eigentumswohnungen als auch Mietwohnungen realisiert. Ein Teil der Wohnungen wurde an einzeln an private Erwerber oder en bloc an andere Wohnungsgesellschaften verkauft; 222 Wohnungen hält Vonovia weiterhin im eigenen Bestand. Das Beispiel des Projekts "52° Nord" zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht nur der Umwelt, sondern auch der Wohnqualität in erheblichem Maße zugutekommt. Dabei lohnt es sich auch, für zunächst ungewöhnlich wirkende Lösungen einzustehen: Ausgerechnet das Wasserbecken, das heute von besonderem Wert für das Mikroklima und die Regenwasserretention im Quartier ist, sorgte in der Planungsphase für nicht wenige Diskussionen unter den Beteiligten. Umso erfreulicher ist es aus heutiger Sicht, dass damals letztlich diese Lösung gefunden und realisiert werden konnte.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Vonovia
Erstveröffentlichung: The Property Post, 02.11.2022

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